Aktuelle Suisse-Bilanz als Umweltindikator: für Phosphor gut, für Stickstoff ungeeignet
Foto: Gabriela Brändle,
Agroscope
Eine Studie von Agroscope zeigt: Die Suisse-Bilanz könnte als Umweltindikator für eine nachhaltige Nährstoffnutzung dienen, jedoch nur für Phosphor und nicht für Stickstoff.
Eine ausreichende Verfügbarkeit von Nährstoffen ist entscheidend für optimale Erträge und hohe Qualität von pflanzlichen Produkten für die menschliche und tierische Ernährung. Überschüssige Nährstoffe, vor allem Stickstoff (N) und Phosphor (P), belasten die Umwelt und sind seit Jahrzehnten ein zentrales Thema der Agrar- und Umweltpolitik der Schweiz und Europa. In diesem Spannungsfeld ist es wichtig ein optimales Verhältnis zwischen einer ausreichenden Versorgung der Kulturen mit Nährstoffen bei gleichzeitig tiefer Umweltbelastung, d.h. eine nachhaltige Nährstoffnutzung, zu finden.
Ziel dieser Studie war es herauszufinden, ob sich die Suisse-Bilanz als Umweltindikator für eine nachhaltige Nährstoffnutzung eignet. Die Suisse-Bilanz ist eine Anfalls-Bedarfs-Bilanz, welche die Schweizer Betriebe für den Erhalt von Direktzahlungen im Rahmen des ökologischen Leistungsnachweises (ÖLN) erstellen müssen. Die Resultate der Suisse-Bilanz wurden mit jener einer Bodenoberflächenbilanz (OECD-Bilanz) verglichen, die für das betriebliche und nationale Agrarumweltmonitoring erstellt wird. Die Daten für den Vergleich stammen aus der Zentralen Auswertung von Agrarumweltindikatoren (ZA-AUI), die von 2009 bis 2022 Betriebsdaten von jährlich ca. 300 Betrieben sammelte.
Abzüge für Stickstoffverluste verzerren das Resultat
Die Auswertung zeigte, dass die Stickstoffbilanzen der Suisse-Bilanz und der Bodenoberflächenbilanz nur schwach übereinstimmen. Während die N-Salden der Bodenoberflächenbilanz meist positiv waren (zwischen 58 und 83 kg Gesamt-N pro ha), fielen sie in der Suisse-Bilanz leicht negativ aus (zwischen −14 und −2 kg verfügbarer N pro ha). Das liegt daran, dass in der Suisse-Bilanz Stickstoffverluste abgezogen werden können, die z. B. bei der Stall- oder Weidehaltung oder der Lagerung und Ausbringung von Hofdünger entstehen. In der Bodenoberflächenbilanz werden diese Verluste hingegen nicht berücksichtigt, sondern als Teil des Saldos erfasst. Dafür wird der pflanzenverfügbare Stickstoff in der Bodenoberflächenbilanz im Gegensatz zur Suisse-Bilanz nicht abgebildet. Deshalb haben Betriebe mit viel organischem Dünger oder einem hohen Tierbestand in der Bodenoberflächenbilanz deutlich höhere Werte als in der Suisse-Bilanz.
Starke Korrelation der beiden Bilanzen beim Phosphor
Beim Phosphor hingegen wurde eine gute Übereinstimmung zwischen den Werten der Suisse-Bilanz und der Bodenoberflächenbilanz gefunden. Während die P-Bodenoberflächenbilanzen ausgeglichen waren (zwischen −2 und 0 kg P pro ha), wiesen jene der Suisse-Bilanzen nur eine leicht negative Tendenz auf (zwischen −3 und −1 kg P pro ha). Der Grund für die bessere Korrelation liegt darin, dass P weniger flüchtig als Stickstoff ist und dementsprechend beim P der Hofdünger keine Abzüge zu machen sind.
Die Studie zeigt, dass der Suisse-Bilanz-Saldo in seiner jetzigen Form nicht geeignet ist, N-Verluste verlässlich zu quantifizieren. Die Pauschalabzüge auf Ebene Stall, Lager und Ausbringung und die vereinfachte Berechnung der Pflanzenverfügbarkeit von N bei den organischen Düngern verhindern eine spezifische Darstellung der tatsächlichen N-Verluste. Die Bodenoberflächenbilanz bietet eine bessere Grundlage für die Bewertung von Stickstoffüberschüssen. Durch eine explizite Berücksichtigung der Abzüge zusätzlich zum heutigen Saldo kann auch ein Oberflächenbilanzsaldo generiert werden, der eine genauere Abschätzung der Verluste gewährleistet und somit als Umweltindikator besser geeignet ist.
Gesucht: Daten fürs Agrarumweltmonitoring
Für Phosphor hingegen ist die Suisse-Bilanz ein nützlicher Umweltindikator, da sie eng mit der Bodenoberflächenbilanz korreliert ist. Eine zusätzliche Berücksichtigung der obligatorischen, im Rahmen des ÖLN wiederkehrenden Bodenanalysen kann die Berechnung von regionalen Phosphorüberschüssen und daraus resultierenden Verlustrisiken weiter verbessern. Heute stehen jedoch weder die Suisse-Bilanz-Salden der Betriebe noch die Bodenanalysen auf Betriebsebene dem Agrarumweltmonitoring von Agroscope zur Verfügung.
Fazit
- Um zu prüfen, ob sich die Suisse-Bilanz als Umweltindikator für eine nachhaltige Nährstoffnutzung eignet, wurden Suisse-Bilanzen und Bodenoberflächenbilanzen von Betrieben der Zentralen Auswertung von Agrarumweltindikatoren (ZA-AUI) verglichen.
- Beim Stickstoff korrelierten die Resultate der beiden Bilanzen kaum, weil bei der Suisse-Bilanz Pauschalabzüge für unvermeidliche Stickstoffverluste und die Pflanzenverfügbarkeit des organischen Stickstoffs die Werte reduzierten.
- Beim Stickstoff bietet die Bodenoberflächenbilanz eine bessere Grundlage zur Bewertung von Stickstoffüberschüssen.
- Für Phosphor ist die Übereinstimmung der beiden Bilanzen gut ausgeprägt. Somit ist die Suisse-Bilanz für Phosphor ein nützlicher Umweltindikator, der durch den Einbezug der Bodeninformation verbessert angewendet werden könnte.
Literaturhinweis
Nährstoffbilanzvergleich: Betriebsbilanzierung von Stickstoff und Phosphor anhand zweier unterschiedlicher Methoden: Suisse-Bilanz und Bodenoberflächenbilanz.