Auswirkungen der Ertragsregulierung auf die Stickstoffzusammensetzung der Trauben
Foto: Thibaut Verdenal, Agroscope
Eine in der Schweiz durchgeführte Studie mit Reben der Sorte Chasselas zeigt die Auswirkungen der Ertragsregulierung auf die Reifung und die Stickstoffzusammensetzung der Trauben. Mit einer über zwei Jahre angelegten Strategie lässt sich eine Optimierung der Qualität und der Nachhaltigkeit erzielen.
Stickstoff ist ein wichtiger Faktor für die Entwicklung und den Ertrag der Rebe. Auch im Rahmen der Weinbereitung spielt Stickstoff eine wesentliche Rolle, da er einen erheblichen Einfluss auf die Zusammensetzung des Weins hat. Die Optimierung der Stickstoffverwertung durch die Pflanze ist daher von entscheidender Bedeutung, um einerseits eine optimale Zusammensetzung der Trauben bei der Ernte zu gewährleisten und andererseits die Verluste an Betriebsmitteln im Hinblick auf die Nachhaltigkeit zu minimieren.
In den Jahren 2017 und 2018 wurden in Rebbergen mit der Sorte Chasselas die Wirkung der Düngung in Kombination mit der Ertragsregulierung auf den Stickstoffgehalt der Trauben analysiert. Zu diesem Zweck wurden zwei Ertragsniveaus definiert, die beide zum Zeitpunkt der Reife mit Blatt-Harnstoff gedüngt wurden. Eine unbehandelte Kontrolle diente als Referenz. Zur Regulierung des Ertrags wurde ein Teil der Trauben im Stadium des Traubenschlusses entfernt. Die Entwicklung der Reben sowie die Zusammensetzung der Trauben wurden über einen Zeitraum von zwei Jahren untersucht.
Ausdünnung beeinflusst die Zusammensetzung der Trauben über einen Zeitraum von mindestens zwei aufeinanderfolgenden Jahren
Die Blattdüngung mit Harnstoff zum Zeitpunkt der Reife führte im ersten Jahr zu einem erhöhten Stickstoffgehalt der Trauben bei der Ernte, hatte aber keinen Einfluss auf die Reifung der Trauben und den Stickstoffgehalt im Folgejahr.
Das Ausdünnen der Trauben förderte die Traubenreife im gleichen Jahr, indem es den Bedarf an Stickstoff und Kohlenstoff verringerte. Der Stickstoffgehalt wurde durch diese Massnahme nicht beeinflusst. Die Entfernung eines Teils der Früchte begünstigte zudem die Speicherung der beiden Nährstoffe in den Wurzeln. Im Folgejahr zeigten sich Unterschiede ab dem Reifestadium: Bei niedrigen Erträgen war der Zuckergehalt höher (+25 %) und der Gehalt an titrierbarer Säure niedriger (-18 %) (Abbildung 1). Die Konzentration an assimilierbarem Stickstoff in den Früchten blieb jedoch unabhängig vom Behang konstant. Lediglich die Anteile der Aminosäuren variierten, was eine Unterscheidung des Mosts je nach Fruchtbehang ermöglichte (Abbildung 2).
Der Versuch zeigt den Einfluss der Ertragsregulierung des Vorjahres auf die Akkumulation von Kohlenstoff und Stickstoff in den Trauben. Daher muss die Zusammensetzung der Trauben bei der Ernte immer über zwei aufeinander folgende Jahre betrachtet werden.


Fazit
- Die Ertragsregulierung hatte einen starken Einfluss auf die Zusammensetzung der Trauben und dies in mindestens zwei aufeinander folgenden Jahren.
- Die Reben reduzierten sowohl die Aufnahme an Stickstoff aus dem Boden als auch die Mobilisierung von Stickstoff aus den Speichern (primär aus den Wurzeln) als Reaktion auf den geringeren Nährstoffbedarf nach der Fruchtausdünnung.
- Das Stickstoffmanagement im Rebberg muss daher über mehrere Jahre betrachtet werden, um einerseits die Qualität der Trauben und Weine zu optimieren und andererseits nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken zu fördern.
Literaturhinweis
Carryover effects of crop thinning and foliar N fertilisation on grape amino N composition.