Blattdüngung im Weinbau: Vergleich von zwei Mineraldüngern
Foto: Agroscope,
Carole Parodi
Die Blattdüngung zum Zeitpunkt der Reife verbessert den Stickstoffgehalt der Trauben, ohne die Vitalität der Reben zu beeinträchtigen. Der vorliegende Versuch zeigt, dass die Düngemittel Safe N 300 und Folur den assimilierbaren Stickstoff im Most erhöhen. Die Wirksamkeit der Produkte hängt jedoch von den Witterungsbedingungen ab.
Die Blattdüngung ist in der Landwirtschaft eine effiziente Methode insbesondere im Weinbau. Sie ermöglicht es, die Aufnahme von Nährstoffen zu beschleunigen und einen Stickstoffmangel der Trauben vorzubeugen. Im Gegensatz zur Aufnahme der Nährstoffe über die Wurzeln findet der Prozess bei der Düngung über das Blatt in einem passiven Zustand statt und ist von den Konzentrationsgradienten der Nährstoffe auf der Blattoberfläche abhängig. Die Anwendung von Blattstickstoff in Form von Harnstoff um den Zeitpunkt der Reife (Stadium BBCH 81) erhöht den Stickstoffgehalt der Trauben und verhindert so einen Stopp der alkoholischen Gärung sowie organoleptische Veränderungen bei der Weinbereitung. Die Vitalität der Reben wird nicht beeinträchtigt.
In den Jahren 2017 bis 2019 wurde in Pully auf einer Parzelle mit Chasselas ein Versuch durchgeführt, um die Wirksamkeit von zwei mineralischen Blattdüngern im Vergleich zu einer ungedüngten Kontrolle zu untersuchen (Tabelle 1). Die Dünger wurden in zwei Behandlungen von 5 kg N/ha um den Zeitpunkt der Blüte herum ohne zusätzliche Düngung ausgebracht. Die Vitalität der Reben, der Ertrag, die Qualität der Trauben sowie der Gehalt an assimilierbarem Stickstoff im Most dienten als Messgrössen.
Produkt | Hersteller | Stickstoffkonzentration | Form des Stickstoffs | Menge/ha |
Kontrolle 0 | – | – | – | – |
Folur | Tradecorp, Madrid | 20 % p/p | Harnstoff | 2×5 kg N/ha |
Safe N 300 | Yara, Paris | 26 % p/p | 4 % Ammonium 4 % Nitrat 12 % Harnstoff 6 % Harnstoff Formaldehyd | 2×5 kg N/ha |
Beide getesteten Dünger erwiesen sich als wirksam
Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen einen starken Einfluss der klimatischen Bedingungen auf den Stickstoffgehalt der Trauben. Das heisse und trockene Jahr 2018 (385 mm Niederschlag, Durchschnittstemperatur von 18,6 °C während der Vegetationsperiode von April bis September) begünstigte die Reifung der Früchte, während die Akkumulation von assimilierbarem Stickstoff im Most (89 mg N/L in der ungedüngten Kontrolle) reduziert wurde. Im Gegensatz dazu führten die kühleren und feuchteren Jahre 2017 und 2019 zu einer besseren Stickstoffaufnahme durch die Pflanze (durchschnittlich 132 mg N/L im Most) (Abbildung 1).
Die Blattdüngung mit Stickstoff führte zu einer deutlichen Zunahme des Gehalts an assimilierbarem Stickstoff im Most. Bei beiden untersuchten Behandlungen war die Wirksamkeit ähnlich, ohne dass dabei der Ertrag oder die Reifung der Trauben beeinträchtigt wurden. Die Zunahme an assimilierbarem Stickstoff schwankte von Jahr zu Jahr: eine durchschnittliche Zunahme von 62 mg N/L im Jahr 2019 gegenüber nur 24 mg N/L in den Jahren 2017 und 2018. Im Jahr 2018 erreichte der Stickstoffgehalt trotz Düngung den kritischen Schwellenwert von 140 mg N/L nicht, was eine mögliche Verbesserung der Weinqualität in Frage stellte. In den Jahren 2017 und 2019 wurde dieser Schwellenwert hingegen durch die Düngung überschritten, wodurch ein gutes Stickstoffgleichgewicht gewährleistet werden konnte.
Safe N 300 war leicht besser als Folur, obwohl die Unterschiede in den drei Jahren nicht signifikant waren. Der Einsatz verschiedener Formen von assimilierbarem Stickstoff scheint zu einer besseren Düngeeffizienz beigetragen zu haben.

Fazit
- Die Blattdüngung zum Zeitpunkt der Reife ist eine wirksame Methode zur Begrenzung des Stickstoffmangels im Most. Sie ist eine Ergänzung zu weiteren agronomischen Strategien zur Optimierung der Stickstoffernährung der Reben.
- Die klimatischen Bedingungen des jeweiligen Jahres spielen eine entscheidende Rolle für den Gehalt an assimilierbarem Stickstoff in den Trauben.
- Die Stickstoffdüngung über das Blatt im Stadium der Reife ist eine wirksame Methode, um den Gehalt an assimilierbarem Stickstoff in den Trauben zu regulieren, ohne dabei die Vitalität der Reben zu beeinträchtigen.
- Die Dünger Safe N 300 und Folur haben den Gehalt an assimilierbarem Stickstoff im Most bei der Weinlese wirksam erhöht. Für eine Blattdüngung der Reben im Stadium der Reife wird eine Menge von 10-20 kg N/ha empfohlen.
- Wenn die Konzentration an assimilierbarem Stickstoffs in den Trauben extrem niedrig ist, reicht die Blattdüngung möglicherweise nicht aus, um den Gehalt von mehr als 140 mg N/L wiederherzustellen. Dieser Wert gilt als Schwellenwert für einen starken Mangel bei der Weissweinbereitung.
Literaturhinweis
Fertilisation foliaire en viticulture: comparaison de deux engrais minéraux.