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Die Schweizer Landwirtschaft altert – was bedeutet das für die Zukunft?

Die landwirtschaftlichen Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter werden im Durchschnitt immer älter. Diese Entwicklung stellt die Schweizer Landwirtschaft vor Herausforderungen, bietet dem Sektor aber auch Chancen.

In der Schweiz erreichen in den nächsten fünf Jahren rund 7000 Betriebsleitende die Altersgrenze von 65 Jahren zum Bezug von Direktzahlungen. Dies entspricht 17 % der Familienbetriebe. Die grosse Zahl anstehender Betriebsüber- bzw. -aufgaben kann den strukturellen Wandel beleben. Dies bietet Herausforderungen und Chancen.

Die Studie untersuchte die Entwicklungen des demografischen Wandels in der Schweizer Landwirtschaft genauer. Dazu wurden verschiedene Aspekte analysiert: das Alter von Landwirtinnen und Landwirten bei der Hofübergabe, das Alter von Neueinsteigenden und Aussteigenden sowie die Ein- und Austrittsraten bei Familienbetrieben. Die Untersuchung basiert auf Daten zu Direktzahlungen aus den Jahren 2004 bis 2020.

Höfe werden später übergeben

Ein zentrales Ergebnis: Das steigende Durchschnittsalter der Betriebsleitenden liegt vor allem daran, dass Landwirtinnen und Landwirte ihren Hof immer später übergeben oder aufgeben. Hinzu kommt, dass ein wachsender Anteil der Betriebsleitenden den Familienbetrieb aufgibt, während der Anteil Neueinsteiger sinkt. Eine weitere Besonderheit: Oft wird der Betrieb an eine nur wenige Jahre jüngere Person übergeben, vermutlich die Partnerin. All diese Entwicklungen tragen zur Alterung bei.

Im Berggebiet sind die Betriebsleitenden am jüngsten

Die Alterung zeigt sich im Verhältnis von älteren zu jüngeren Betriebsleitenden. Diese Kennzahl hat sich in den Jahren 2004 bis 2020 stark erhöht. Während im Jahr 2004 auf eine oder einen Betriebsleitenden unter 35 Jahren 1,8 ältere Betriebsleitende im Alter von 56 bis 65 Jahren kamen, erhöhte sich dieses Verhältnis bis 2020 auf 2,7. Dabei gibt es in der Schweiz Unterschiede zwischen Regionen und Betriebstypen. Im Berggebiet sind die Betriebsleitenden am jüngsten. Die Betriebstypen Ackerbau und Spezialkulturen weisen die ältesten Betriebsleitenden auf. Dies erklärt auch das hohe Durchschnittsalter in der Talregion, wo diese Betriebstypen verbreitet sind.

Chance für Wachstum der Betriebe und Transformation

In einem zunehmenden Wettbewerb um Arbeitskräfte und Hofnachfolger muss die Landwirtschaft attraktiv sein und bleiben. Die Digitalisierung bietet der Landwirtschaft Chancen zur Steigerung der Arbeitsproduktivität und kann zugleich ihre Attraktivität für Fachkräfte und potenzielle Hofnachfolger erhöhen. Flächen von aufgegebenen Betrieben bieten bestehenden Betrieben Wachstumsmöglichkeiten. Jüngere Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter beteiligen sich häufiger an Umwelt- und Tierwohlprogrammen. Dies könnte die Agrarpolitik nutzen, um Betriebe im Übergabeprozess gezielt bei einer nachhaltigen Transformation zu unterstützen.

Die Ergebnisse sind für die Gestaltung der Agrarpolitik in der Schweiz relevant. Sie weisen auf die aktuelle Möglichkeit hin, dass der Generationswechsel in der Landwirtschaft gezielt genutzt werden kann, um den Wandel hin zu einem nachhaltigeren Agrar- und Ernährungssystem durch Massnahmen wie Beratung und Förderprogramme zu unterstützen.

Fazit

  • Die Alterung der Gesellschaft zeigt sich auch in der Landwirtschaft – das Verhältnis von alten zu jungen Betriebsleitenden stieg in den letzten Jahren deutlich.
  • Die demographische Entwicklung unterscheidet sich zwischen Regionen und Betriebstypen.
  • In den nächsten Jahren stehen in der Landwirtschaft zahlreiche Betriebsübergaben und -aufgaben an – diese Dynamik bietet dem Sektor Chancen zur Anpassung an sich ändernde Bedingungen von Markt, Umwelt und Gesellschaft.
  • Hofübernahmen sollten frühzeitig geplant werden. Beratung und Förderprogramme können den Übergangsprozess unterstützen und so zur Transformation der Landwirtschaft beitragen.
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