Ergänzungsfuttermittel für Ferkel mit vorgeburtlicher Wachstumsverzögerung
Foto: Johann Marmy,
Agroscope
Ferkel, die als Fötus in der Gebärmutter ein verzögertes Wachstum hatten, weisen ein geringeres Geburtsgewicht und eine höhere Sterblichkeit auf. Mit einer gezielten Fütterung nach der Geburt lassen sich Entwicklung und Gewichtszunahme verbessern.
In der modernen Schweinezucht will man produktivere Sauen mit vielen Ferkeln pro Wurf. Diese Strategie hat jedoch zu einer grossen Herausforderung geführt: Eine stets grössere Anzahl von Ferkeln wird mit einem geringen Geburtsgewicht geboren. Viele davon sind von einer so genannten intrauterinen Wachstumsretardierung (IUGR) betroffen. Eine IUGR tritt auf, wenn die sich entwickelnden Föten während der Trächtigkeit nicht genügend Nährstoffe und Sauerstoff erhalten. Dies ist häufig auf eine überfüllte Gebärmutter zurückzuführen, was ein optimales Wachstum der Föten beeinträchtigt. Die betroffenen Tiere konzentrieren sich auf die Entwicklung lebenswichtiger Organe, wie z. B. des Gehirns. Dieser Mechanismus führt häufig zu einer charakteristischen Kopfform, die durch ein ungleichmässiges Wachstum zwischen dem Gehirn und anderen Organen verursacht wird.

Frühe Identifizierung der IUGR-Schweine ist entscheidend
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass nicht alle Ferkel mit einer geringeren Grösse oder einer ungewöhnlichen Kopfform notwendigerweise von IUGR betroffen sind, weshalb eine genaue Identifizierung von entscheidender Bedeutung ist.
Von IUGR betroffene Ferkel weisen häufig höhere Sterblichkeitsraten, eine geringere Futterverwertungseffizienz und ein langsameres Wachstum auf. Diese Herausforderungen führen in der Regel zu längeren Produktionszeiten, um das Zielschlachtgewicht zu erreichen. Dies führt zu höheren Kosten und einer geringeren Rentabilität des Betriebs.
Von Agroscope durchgeführte Untersuchungen haben gezeigt, dass spezifische morphometrische Messungen – wie der Abstand zwischen den Ohren und die Grösse des Abdomens – bei der Identifizierung echter IUGR-Fälle nützlich sind. Für Schweinehalter ist die korrekte Identifizierung von IUGR-Ferkeln ein entscheidender Schritt, um gezielte Massnahmen einzuleiten. Einfache, praktische Hilfsmittel können dabei helfen, festzustellen, welche Ferkel zusätzliche Pflege und Unterstützung benötigen.
Spezialfutter verbessert die Wachstumsleistung betroffener Ferkel
Von IUGR betroffene Ferkel, die oft nur schwer an Gewicht zunehmen, profitieren stark von hochwertigem, ausgewogenem Spezialfutter. Insbesondere zeigte diese Studie, dass eine mit Probiotika, mittelkettigen Triglyceriden und Antioxidantien angereicherte Diät nach der Geburt die Wachstumsleistung betroffener Ferkel verbesserte. Auch wenn IUGR-Ferkel die Wachstumslücke zu ihren normal entwickelten Geschwistern möglicherweise nicht vollständig schliessen können, lässt sich mit solchen Massnahmen die Entwicklung der Tiere erheblich verbessern.
Fazit
- Die Ergebnisse dieser Studie bieten praktische Orientierungshilfen für Schweinehalter, die von IUGR betroffene Ferkel haben.
- Durch frühzeitige Erkennung und gezielte Ernährungsstrategien können einige der mit IUGR verbundenen Herausforderungen gemildert werden, wodurch sich letztlich sowohl die Gesundheit als auch die Wachstumsleistung dieser betroffenen Ferkel verbessern lassen.
- Der Verzicht auf immer grössere Würfe in der Schweizer Schweinezucht ist sinnvoll, da dadurch das Auftreten von IUGR und die damit verbundenen Probleme verringert werden können.
Literaturhinweis
Dietary Supplementation to Improve Growth of Intrauterine Growth-Restricted Pigs.