Agroscope

Labels von Milchersatzprodukten: Was steht drauf und was ist drin?

Eine Agroscope-Studie gibt einen Überblick zu Labels auf Verpackungen von 66 Milchersatzprodukten aus Schweizer Supermärkten. Zudem wurde untersucht, ob die Angaben auf den Labels mit den Produkteigenschaften übereinstimmen.

Labels sind Kennzeichnungen auf Produktverpackungen. Diese gelten als hilfreiches Instrument, um Verbrauchern leicht verständliche Produktinformationen zur Verfügung zu stellen. Dies kann dazu beitragen, gesündere und nachhaltigere Produkte zu kaufen. Um zu überprüfen, inwiefern die Informationen auf den Labels mit den Nährwertangaben sowie dem Preis auf der Verpackung übereinstimmen, führten Agroscope Forscherinnen eine umfassende Online-Marktanalyse von Milchalternativen durch. Die Daten wurden aus drei Schweizer Supermärkten erhoben.

Von A wie allergenfrei bis Z wie zuckerfrei

In der Untersuchung berücksichtigt wurden die Eigenschaften von acht Label-Arten: Ernährung (z.B. ohne Zuckerzusatz), Diät (z.B. vegan), Allergenfreiheit (z.B. milchfrei), Herkunft (z.B. Hafer aus der Schweiz), Produkteigenschaft (z.B. aufschäumbar), Preis (z.B. Tiefpreis), ökologische (z.B. Bio) sowie soziale Nachhaltigkeit (z.B. fairtrade). Neben den Label-Informationen wurden auch die Nährwert- und Preisangaben der Produkte erfasst. Der Nutri-Score wurde für alle Produkte berechnet. Anschliessend wurden die Daten mit Korrelationsanalysen ausgewertet.

Anzahl und Art der Labels

Die Mehrzahl der untersuchten Produkte wies drei oder sechs Labels auf der Vorderseite der Verpackung auf, mit mindestens einem und maximal neun Labels. Darüber hinaus wiesen elf Produkte mehrere Labels mit identischen Informationen auf. Ernährungsbezogene Labels (34 %), Diät Labels (29 %) sowie Labels zur Allergenfreiheit (18 %) waren am häufigsten auf der Verpackung zu finden. Labels zur ökologischen Nachhaltigkeit (11 %), zur Herkunft, (4 %), zur Produkteigenschaft (2 %), zum Preis (1 %) und zur sozialen Nachhaltigkeit (1 %) waren seltener. Wie in der Abbildung ersichtlich, wurden folgende Labels besonders häufig abgebildet: ‘vegan’ (21 %), ‘ohne Milch, keine Milch, laktosefrei’ (13 %), ‘kcal, kJ pro 100 ml / Portion (10 %), ’Bio’ (10 %), und ‘ohne Zuckerzusatz’ (10 %).

Ein ‘Nutri-Score’-Label wurde hauptsächlich auf Hafermilch-Alternativen gefunden, während es auf Reis-, Soja-, Erbsen-, Mandel- und Kokosnussprodukten nicht vorhanden war. Dennoch stellten wir fest, dass reis-basierte Milchalternativen im Vergleich zu anderen Produkten auf dem Markt insgesamt einen höheren berechneten Nutri-Score aufwiesen und gleichzeitig den höchsten durchschnittlichen Zuckergehalt hatten (4,9 g Zucker ± 2,2 g pro 100 ml).

Insgesamt wurden 327 Labels bei 66 pflanzenbasierten Milchalternativen identifiziert. Diese wurden in zwanzig verschiedene Labels klassifiziert und gemäss den acht Label Arten gefärbt. ‘Andere’ ernährungsbezogene Labels sind: % Fett, % Mandel, % Protein, enthält natürlichen Zucker, natriumarm und mit Bourbon-Vanille-Extrakt.

Übereinstimmung der Labels mit Nährwert und Preisangaben der Produkte

Die Korrelationsanalysen zeigen, dass die Labels ‘hoher Proteingehalt’, ‘ungesüsst’, ‘fettarm’ und ‘Tiefpreis’ mit den jeweiligen Nährwertangaben bzw. dem Preis übereinstimmen. Milchalternativen mit dem Label ‘ohne Zuckerzusatz’ korrelierten jedoch nicht mit einem tieferen Zuckergehalt. Produkte mit und ohne einem ‘ohne Zuckerzusatz’-Label weisen einen ähnlichen Mittelwert beim Zuckergehalt auf. Dies ist darauf zurückzuführen, dass Produkte mit dem Label ‘ohne Zuckerzusatz’ einen hohen Gehalt an natürlichem Zucker aufweisen. Obwohl dieses Label nicht einen tieferen Zuckergehalt auslobt, könnte das Label ‘ohne Zuckerzusatz’ bei Verbrauchern einen tieferen Zuckergehalt suggerieren. Das Nutri-Score-Label wurde seltener auf Produkten abgebildet, welche eine geringere Nährwertqualität ausgewiesen haben.

Fazit

  • Die Anzahl verwendeter Labels (einschliesslich repetitiver Labels) auf der Vorderseite der Verpackung könnten für Konsumentinnen und Konsumenten überfordernd wirken.
  • Potenziell irreführende Labels (‘ohne Zuckerzusatz’) sollten vermieden werden.
  • Die Transparenz bezüglich Labels mit Nährwertinformation (sowohl bei einer besseren als auch bei einer schlechteren Nährwertqualität) sollte erhöht und vereinheitlicht werden.
  • Nachhaltigkeitslabels haben grosses Potenzial bei Produkten wie Milchalternativen noch mehr Anwendung zu finden.
  • Darüber hinaus erscheint es besonders wichtig, Konsumentinnen und Konsumenten darüber aufzuklären, wie Nährwertangaben und Label-Informationen richtig interpretiert werden.
  • Mehr verbindliche und harmonisierte Vorschriften im Lebensmittelmarketing sind nötig, um eine nachhaltige und gesunde Ernährung zu fördern.
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