Agroscope

Schweizer Agrarpolitik und ihr Einfluss auf Treibhausgasemissionen in der Landwirtschaft

Der «Biennial Transparency Report (BTR)» zeigt alle zwei Jahre die Fortschritte in den Bereichen Klimaschutz und Klimaanpassung auf. Ein Themenschwerpunkt sind die agrarpolitischen Entwicklungen und deren Auswirkungen auf die Treibhausgas (THG) -Emissionen der Landwirtschaft.

Aufgrund von Produktivitätssteigerungen in der Tierproduktion sowie Fortschritten bei der Stickstoffeffizienz konnten seit 1990 die Methan- und Lachgasemissionen aus Tierhaltung und Düngewirtschaft in der Schweiz um rund 14 Prozent gesenkt werden. Der ÖLN und andere politische Instrumente im Rahmen der Direktzahlungsprogramme haben zur Senkung der Emissionen beigetragen.

Mit der «Klimastrategie Landwirtschaft und Ernährung 2050» vom September 2023 hat sich der Bund zum Ziel gesetzt, bis 2050 die THG-Emissionen der landwirtschaftlichen Produktion im Inland gegenüber 1990 um mindestens 40 Prozent zu reduzieren. Gleichzeitig soll der Treibhausgasfussabdruck der Ernährung pro Kopf um zwei Drittel gegenüber 2020 verringert werden. Um beide Ziele zu erreichen, sollen die bisherigen politischen Instrumente gestärkt werden. Zudem sollen der Nährstoffabsenkpfad, die Nachweispflicht für Nährstoffe sowie Strukturverbesserungsmassnahmen zur Zielerreichung beitragen. Schliesslich definiert der Massnahmenplan der Klimastrategie Landwirtschaft und Ernährung zusätzliche unterstützende Aktivitäten.

Auf Grundlage der aktuellen und geplanten politischen Massnahmen und der derzeit absehbaren ökonomischen Rahmenbedingungen wurden Prognosen für die zukünftige Entwicklung der THG-Emissionen bis 2050 erstellt (siehe Abbildung). Mit den aktuell in Umsetzung begriffenen politischen Massnahmen wird eine weitere Reduktion im Umfang von 4 Prozent bis 2030 erwartet (WEM). Diese Emissionsentwicklung zeigt zwar Fortschritte gegenüber dem Referenzszenario ohne Weiterentwicklung der Agrarpolitik seit 2011 (WOM), weist aber eine deutliche Ziellücke auf gegenüber dem antizipierten Absenkpfad der Klimastrategie. Infolgedessen sind weitere Massnahmen zur THG-Reduktion erforderlich, um die gesetzten Ziele zu erreichen. Die derzeit verfügbaren technischen Potentiale auf der Produktionsseite sind durch die heutigen politischen Instrumente weitgehend ausgeschöpft, schwierig umsetzbar oder dürften mit hohen Kosten verbunden sein. Daher werden zukünftig Massnahmen im Konsumbereich eine wichtige Rolle spielen. Das Reduktionsziel von 40 Prozent im Inland könnte mit einer Umstellung hin zu einer gesunden und ressourcenschonenden Ernährung erreicht werden.  Die Tierproduktion würde zugunsten des Pflanzenbaus reduziert (WAM, minus 30 Prozent der Grossvieheinheiten).

Abbildung 1: Entwicklung der nationalen landwirtschaftlichen Treibhausgasemissionen von 1990 bis 2022 (graue Linie) und mögliche Emissionsszenarien bis 2050 in kt CO2 Äquivalent (GWP100). WOM (without measures): Ohne Massnahmen; Entwicklung der Emissionen ohne Weiterentwicklung der Agrarpolitik seit 2011; WEM (with existing measures): Mit existierenden Massnahmen; Entwicklung der Emissionen unter Berücksichtigung der derzeit in Umsetzung begriffenen politischen Massnahmen; WAM (with additional measures): Mit zusätzlichen Massnahmen; Zielszenario zur Erreichung des 40 Prozent Zieles der Klimastrategie Landwirtschaft und Ernährung (L & E).

Prognosen zur Entwicklung der landwirtschaftlichen Produktion und der damit verbundenen THG-Emissionen sind aufgrund von zahlreichen schwer vorhersagbaren Einflussfaktoren mit Bedacht zu betrachten, auch wenn die relativen Unterschiede zwischen den einzelnen Szenarien relativ robust sind. Weiterhin muss beachtet werden, dass die Landwirtschaftsszenarien im BTR nur den Landwirtschaftssektor im engeren Sinne betreffen und somit diverse mit der Landwirtschaft verbundene THG-Quellen und -Senken anderswo oder nicht berücksichtigt sind.

Fazit

  • Mit der «Klimastrategie Landwirtschaft und Ernährung 2050» hat sich der Bund zum Ziel gesetzt, bis 2050 die THG-Emissionen der landwirtschaftlichen Produktion im Inland gegenüber 1990 um mindestens 40 Prozent zu reduzieren. Gleichzeitig soll der Treibhausgasfussabdruck der Ernährung pro Kopf um zwei Drittel gegenüber 2020 verringert werden.
  • Mit den aktuell in Umsetzung begriffenen politischen Massnahmen kann eine Reduktion der Methan- und Lachgasemissionen aus der Tierhaltung und Düngewirtschaft in der Schweiz um rund 18 Prozent gegenüber 1990 erreicht werden.
  • Weitere Massnahmen zur THG-Reduktion sind erforderlich, um die gesetzten Ziele zu erreichen. Zukünftig werden vor allem Massnahmen im Konsumbereich eine wichtige Rolle spielen.
  • Mit gemeinsamen Handeln aller Akteure im Landwirtschafts- und Ernährungsystem sind die Ziele der «Klimastrategie Landwirtschaft und Ernährung» erreichbar.

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