Heidelbeeren lieben saure Böden – doch zu viel Säure schadet
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Die mikrobielle Vielfalt im Substrat von Heidelbeeren ist enorm – doch gibt es keine starken Zusammenhänge zwischen Vielfalt und Ertrag. Das zeigt eine neue Agroscope-Studie, die das Zusammenspiel von Bodenbiologie und Anbausystem untersuchte.
Heidelbeeren haben in den letzten Jahrzehnten zunehmend an wirtschaftlicher Bedeutung gewonnen, sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene. In der Schweiz wurde 2024 rund 700 Tonnen Heidelbeeren produziert und vermarktet.
Für den Heidelbeeranbau sind Boden und Substrat entscheidend – nicht nur physikalisch und chemisch, sondern auch biologisch. Besonders wichtig sind Mykorrhizapilze, die an den Wurzeln leben und Heidelbeeren beim Aufnehmen schwer verfügbarer Nährstoffe wie Stickstoff und Phosphor unterstützen.
Agroscope führte eine Studie in neun Heidelbeerplantagen durch, um den Einfluss von Mykorrhizapilzen auf den Ertrag und das vegetative Wachstum der Pflanzen zu untersuchen. Ziel war es, ein besseres Verständnis der Rolle der Bodenmikrobiologie im Heidelbeeranbau zu gewinnen und mögliche Optimierungsstrategien für eine nachhaltige Produktion zu entwickeln.
Mehrere Tausend Artengruppen von Bakterien und Pilzen
Die Studie zeigte eine immense Vielfalt an Bakterien und Pilzen in den Substraten aller Plantagen. Es konnten mehrere Tausend mikrobielle Artengruppen nachgewiesen werden. Dies verdeutlicht die biologische Komplexität und das Potenzial dieser Substrate.
Die untersuchten Plantagen unterschieden sich zwar deutlich in Häufigkeit und Zusammensetzung der mikrobiellen Vielfalt. Ein signifikanter Unterschied bei der Häufigkeit von Mykorrhizapilzen zwischen biologischer und integrierter Produktion (IP) liess sich jedoch nicht feststellen. Das deutet darauf hin, dass das Produktionssystem weniger Einfluss auf diese spezifischen Mikroorganismen hat als angenommen.
Kein signifikanter Effekt der mikrobiellen Vielfalt auf den Ertrag
Zudem zeigte sich keine signifikante Korrelation zwischen der mikrobiellen Vielfalt des Substrats und der agronomischen Leistung. Frühere Studien zeigten zwar, dass Mykorrhizapilze und andere Bodenmikroorganismen entscheidend für die Pflanzengesundheit und Nährstoffaufnahme sein können. Dies deutet darauf hin, dass in den untersuchten Plantagen andere Faktoren wie Nährstoffverfügbarkeit oder Managementpraktiken eine wichtigere Rolle spielen.
Gezieltes pH-Management zahlt sich aus
Als Schlüsselfaktor für die agronomische Leistung erwies sich denn auch der pH-Wert des Substrats. Zwar benötigen Heidelbeeren ein saures Milieu, um optimal zu wachsen, doch ein zu niedriger pH-Wert kann Wachstum und Ertrag beeinträchtigen. Die signifikant positive Korrelation zwischen pH-Wert und Ertrag unterstreicht, wie wichtig ein gezieltes pH-Management für eine ertragreiche und nachhaltige Heidelbeerproduktion ist.
Die Ergebnisse dieser Studie heben die Bedeutung eines ganzheitlichen Substratmanagements hervor, das nicht nur die mikrobiellen Gemeinschaften berücksichtigt, sondern auch den Fokus auf physikochemische Parameter wie den pH-Wert und die Nährstoffversorgung legt.
Fazit
- Die neun untersuchten Heidelbeerplantagen wiesen eine enorme Vielfalt an Bakterien und Pilzen im Substrat auf.
- Zwischen Bio- und IP-Plantagen zeigte sich kein signifikanter Unterschied in der Häufigkeit von Mykorrhizapilzen.
- Die mikrobielle Vielfalt des Substrats war nicht positiv mit der agronomischen Leistung der Heidelbeeren korreliert.
- Mit zunehmendem pH-Wert des Substrats stieg die agronomische Leistung. Dies zeigt, dass ein gezieltes pH-Management eine wichtige Grundlage für eine ertragreiche und nachhaltige Heidelbeerproduktion darstellt.
Literaturhinweis
Mikrobiologische Vielfalt im Substrat und ihre Beziehung zur agronomischen Leistung bei Heidelbeeren (Vaccinium corymbosum L.): Resultate einer Agroscope Studie 2020−2023.