Verminderung von Food Waste: Kraftfutter mit Former Food Products für Milchkühe
Fotos: Anna Reiche, Agroscope
Die Zufütterung von Milchkühen mit Lebensmitteln, die nicht mehr für den menschlichen Verzehr geeignet sind («Former Food Products»), ist ein vielversprechender Ansatz zur Verminderung von Food Waste. Sie wirkt sich nicht auf den Stoffwechsel der Kuh aus, mindert aber auch nicht die Methanproduktion.
Die Verfütterung von für Menschen ungeeigneten Ressourcen wie Gras und Former Food Products (FFP) an Wiederkäuer trägt dazu bei, die Konkurrenz zwischen Futter und Lebensmitteln zu verringern. Die zunehmende Besorgnis über die Ernährungssicherheit gibt zusätzlich Anlass, Alternativen zu Getreide als Kraftfutter für Nutztiere zu erforschen, wie z. B. Nebenprodukte aus der Lebensmittelindustrie. Die Auswirkungen auf die Tiere, insbesondere auf Wiederkäuer, sind jedoch erst wenig untersucht.
Ersatz von Getreide durch Former Food Products und Kakaobohnenschalen untersucht
Agroscope untersuchte, wie sich der Ersatz von Getreide durch FFP (Ausschusswaren aus der Backwarenindustrie) im Kraftfutter – mit oder ohne Beimischung von Kakaobohnenschalen (KBS) – auf die Pansenfermentation, die Methanproduktion und Blutmetaboliten bei frühlaktierenden Milchkühen auf einer grasbasierten Grundration auswirkt. Die Zumischung von Kakaobohnenschalen wurde getestet im Hinblick auf die potenziell Methan-mindernde Wirkung enthaltener Pflanzeninhaltsstoffe (Phenole).
Vierunddreissig Milchkühe (17 im Frühjahr und 17 im Herbst; durchschnittliche Milchleistung: 35 kg/d) wurden während sechs Wochen mit täglich geschnittenem, frischem Grünfutter und zusätzlich 6 kg mit einer von drei Kraftfuttervarianten gefüttert. Entweder basierte das Kraftfutter auf Getreide, oder es enthielt 55 % FFP (dies entspricht 14 % der Gesamtration, gemessen an der Trockensubstanz der Ration), sowie keine oder 5 % Kakaobohnenschalen.
FFP mit saison-abhängigem Effekt, KBS ohne Einfluss auf Stoffwechsel und Methanproduktion
Die Verfütterung von FFP und KBS über 6 Wochen hatte keine negativen Auswirkungen auf die Milchleistung und den Stoffwechsel der Kühe. Die Kraftfuttervarianten wirkten sich unterschiedlich auf das Fermentationsmuster und den pH-Wert in den Vormägen aus, teilweise je nach Saison (Frühjahr vs. Herbst). Den Wechselwirkungen zwischen Saison und Kraftfuttervariante liegen vermutlich saisonale Veränderungen der Futteraufnahme, des Grünfutters und möglicherweise der FFP-Zusammensetzung zu Grunde. Die Methanproduktion war weder von den Kraftfuttervarianten noch der Saison beeinflusst.
Weitere Abklärungen notwendig
Kombinationen aus Grünfutter und FFP, insbesondere deren Effekte auf die Pansengesundheit, Nährstoffzufuhr und deren Nutzung durch den gesamten Organismus einschliesslich der Milchdrüse, sollten weiter untersucht werden. Auch die Wirkung auf die Milchleistung muss über einen längeren Zeitraum und mit einer höheren Tierzahl bestätigt werden. Da die Zusammensetzung der auf dem Markt erhältlichen FFP in der Regel sehr unterschiedlich ist, sollten auch die Auswirkungen auf die Ernährung und die Leistung von Milchkühen besser untersucht werden.
Was ist Former Food?
Former Food Products (FFP) sind verarbeitete Lebensmittelprodukte, die ursprünglich für den menschlichen Verzehr bestimmt waren, jedoch aufgrund von Herstellungs- oder Verpackungsfehlern nicht mehr vermarktet werden können. Sie zählen zu den Lebensmittelverlusten, von denen in der Schweiz jährlich ca. 2,8 Mio Tonnen anfallen. Typische Beispiele für FFP stammen aus der Back- und Süsswarenindustrie, etwa Teige, Süss- und Salzgebäck, Bonbons oder Schokoladenbruch. Gemäss Nachhaltigkeitskriterien ist der Einsatz von FFP als Tierfutter die zweitbeste Verwertungsoption, direkt nach der Wiederverwendung für den menschlichen Verzehr. Trotz saisonal schwankender Zusammensetzung werden FFP von Futtermittelherstellern zunehmend standardisiert für den Einsatz in der Nutztierfütterung aufbereitet.
Fazit
- Die Verfütterung von Lebensmitteln, die nicht mehr für den menschlichen Verzehr geeignet sind (Former Food Products), ist für nachhaltigere Milchproduktionssysteme von entscheidender Bedeutung.
- Kraftfutter mit Former Food Products und Kakaobohnenschalen hatten keine negativen Auswirkungen auf den Stoffwechsel frühlaktierender Kühe. Die Methanproduktion blieb unbeeinflusst.
- Die Kombination von Grünfutter und FFP (55 % im Kraftfutter, entspricht ca. 14 % der Gesamtration) scheint für frühlaktierende Milchkühe mit einem Produktionsniveau von etwa 35 kg/Tag möglich zu sein.
- Kombinationen aus Grünfutter und FFP, insbesondere deren Effekte auf die Pansengesundheit von Wiederkäuern, sollten weiter untersucht werden.