Centre for Development and Environment (CDE), Geographisches Institut, Universität Bern, CH-3012 Bern

Die Bedeutung von Ästhetik bei der Umstellung auf Direktsaat

Direktsaat ist eine wirksame Erosionsschutzmassnahme, die ökologische und ökonomische Vorteile aufweist. Obwohl ihre Verbreitung seit Mitte der 1980er Jahre kontinuierlich gestiegen ist und ihre Anwendung von einigen Kantonen aktiv gefördert wird, ist ihr Anteil am gesamten Ackerland mit ca. 4 % nach wie vor gering. Die vorliegende Studie über die Gründe der Übernahme respektive Ablehnung der Direktsaat zeigt, dass Bauern ihre Entscheidungen vor dem Hintergrund ihrer gesamten Lebenswelt treffen. Dabei spielen ökonomische, agronomische und ökologische Aspekte eine Rolle, aber auch soziale und ästhetische. Direktsaat muss in die tägliche Arbeitspraxis passen. Direktsaat muss aber auch mit dem Wertesystem der Bauern, ihrer ästhetischen Wahrnehmung und ihrer beruflichen und privaten Identitätsvorstellung übereinstimmen. Bei der Umstellung auf Direktsaat müssen Bauern also nicht nur ihren Betrieb an die neue Praxis anpassen (z.B. neue Maschine kaufen, oder Lohnunternehmer engagieren), sondern auch die Fähigkeit den Pflanzenzustand zu interpretieren (z.B. langsameres Auflaufen der Saat) und ihre Vorstellungen über das was es ausmacht ein guter Bauer zu sein (z.B. schöne saubere Felder zu haben, der Pflug als Symbol für die Landwirtschaft). Direktsaat-Förderprogramme stehen deshalb vor der Herausforderung, Lernprozesse auf all diesen lebensweltlichen Ebenen zu ermöglichen.

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