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Weniger Fleisch, weniger Abfall ‒ Krieg und Krisen verlangen eine Wende

Der Krieg in der Ukraine, Trockenperioden und Dürren, dann wieder Starkregen und Überschwemmungen sind grosse Herausforderungen für unsere Ernährungssysteme. Die Probleme, die dabei offen zutage treten, sind aber nicht neu. Und die Lösungen sind bekannt.

Der Krieg in der Ukraine hat die Diskussion über Ernährungssicherung und Selbstversorgung neu entfacht. Vorschläge, den damit verbundenen Angebotskrisen durch eine weitere Intensivierung und höhere Produktion zu begegnen, vernachlässigen die sich daraus ergebenden negativen Umweltwirkungen. Vorschläge, als Reaktion die Inputabhängigkeiten, zum Beispiel bei Mineraldünger und fossiler Energie, durch massive Expansion extensiver Produktionssysteme wie des biologischen Landbaus zu reduzieren, vernachlässigen die tieferen Erträge dieser Systeme.

Aufgeblähte Ernährungssysteme

Die Probleme, vor denen die Ernährungssysteme stehen, sind nicht neu. Der Krieg wirft aber ein Schlaglicht auf besonders kritische Aspekte. Die Ernährungssysteme der Industrieländer sind extrem von externen Inputs abhängig, und hohe Anteile der Produktion gehen in Form von Nahrungsmittelabfällen verloren. Zudem wird eine grosse Anzahl von Tieren mit Erzeugnissen vom Ackerland gefüttert. Die Ernährungssysteme sind dadurch sehr «gross», gleichsam aufgebläht, gemessen an ihrem Massen-, Nährstoff- und Energieumsatz.
Mittel und Wege zur Lösung der Probleme sind schon lange bekannt. Die Grösse der Ernährungssysteme zu reduzieren, ist wohl der effektivste Ansatz, um die Herausforderungen hinsichtlich der Umweltwirkungen, der Ernährungssicherung und der globalen Märkte anzugehen. Im Vordergrund stehen eine massive Reduktion der Produktion und des Konsums tierischer Lebensmittel sowie eine massive Reduktion der Lebensmittelabfälle.

Ganz auf Nutztiere zu verzichten, wäre kaum sinnvoll: Nur Wiederkäuer können Gras in Nahrungsmittel für uns Menschen umwandeln. (Foto: Flavia Müller, Bio Suisse)

Fazit

  • Als Vision für die Zukunft der Ernährung und der Landwirtschaft in der Schweiz und der EU drängt sich auf: weniger Tiere, weniger Abfälle, mehr Ackerland für die direkte Nahrungsmittel- statt für die Futtermittelproduktion.
  • Dazu braucht es eine fundamentale langfristige Transformation der Ernährungssysteme. Handeln können ‒ und müssen ‒ wir aber schon heute.
  • Der Krieg in der Ukraine ist ein zusätzlicher Anlass, jetzt die für diese Transformation in den kommenden Jahren nötigen Schritte zu identifizieren und die Umgestaltung voranzutreiben.
  • Erste Schritte in Richtung reduzierter Futtermittelproduktion auf Ackerland würden bereits Möglichkeiten schaffen, auf kurzfristige Angebotskrisen zu reagieren.
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