Von der Werbung zur Biodiversität: Analyse der Absatzförderung für tierische Produkte
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Staatliche Förderung für den Absatz tierischer Produkte steigert in der Tendenz die Nachfrage nach ressourcenintensiven Lebensmitteln. Dadurch kann die Umweltbelastung einschliesslich negativer Auswirkungen auf die Biodiversität verstärkt werden.
Im Rahmen des Aktionsplans „Strategie Biodiversität Schweiz“ hat der Bund im Jahr 2024 die Auswirkungen ausgewählter Subventionen auf die Biodiversität analysiert, um mögliche Reformvorschläge zu erarbeiten. Zu den analysierten Instrumenten gehörte die Absatzförderung des Bundes für Milch, Milchprodukte, Käse, Fleisch und Eier, welche jährlich 35-38 Mio. CHF von den insgesamt 65 Mio. CHF der Fördermittel des Bundes zur Absatzförderung aller landwirtschaftlichen Produkte erhält.
In diesem Kontext hat das Bundesamt für Landwirtschaft die Berner Fachhochschule – Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften und Ecoplan beauftragt, die potenziellen Auswirkungen der Absatzförderung auf die Biodiversität zu analysieren. Dabei wurde untersucht, inwieweit die Absatzförderung das Konsumverhalten beeinflussen kann und welche Folgen sich daraus für die Biodiversität ergeben.
Wirkung der Werbung: Nicht quantifizierbar, aber vorhanden
Die Studie zeigt, dass die generische Werbung, ein wesentlicher Bestandteil der Absatzförderung des Bundes, das Kauf- und Konsumverhalten beeinflusst, jedoch schwer quantifizierbar ist. Es gibt Hinweise, dass die Werbung die Konsummengen tierischer Produkte erhöht und eine Präferenzverschiebung zugunsten Schweizer Produkte bewirkt. Da die genauen Auswirkungen der Absatzförderung auf das Kauf- und Konsumverhalten nicht quantifiziert werden konnten, wurden anhand einer Literaturanalyse und Experteninterviews zwei Szenarien definiert:
- Wenn die Absatzförderung wegfällt, sinkt der Konsum tierischer Produkte um 2 %.
- Wenn die Absatzförderung wegfällt, werden 5 % der Schweizer Produkte durch Importe ersetzt.
Die beiden Szenarien wurden getrennt dargestellt, um mögliche Auswirkungen besser darstellen zu können. In der Realität überlappen sich die Effekte jedoch, sodass eine Trennung nicht möglich ist.
Um mögliche Auswirkungen auf die Biodiversität zu beschreiben, wurde berechnet, wie die beiden Szenarien die Entwicklung der Ammoniakemissionen und die Flächennutzung in der Schweiz beeinflussen.
Tierische Produktion und die Biodiversität
Die Absatzförderung für tierische Produkte hat tendenziell negative Auswirkungen auf die Biodiversität. Dies liegt daran, dass die Produktion von Fleisch und Milch ressourcenintensiv ist und zu einer erhöhten Umweltbelastung führt. Besonders die Ammoniakemissionen und die intensive Flächennutzung haben direkte negative Auswirkungen auf die Biodiversität. In den Szenarien 2 und 3 verringerten sich die Ammoniakemissionen um 1.60 %, bzw. 4.75 % (entsprechend den emissionsgewichteten, reduzierten Tierbeständen). Die beiden Szenarien, die den Wegfall der Absatzförderung simulieren, zeigen, dass eine Reduktion des Konsums tierischer Produkte positive Effekte auf die Biodiversität haben könnte. Allerdings ist es nicht möglich, die Auswirkungen auf die Biodiversität auf lokaler und regionaler Ebene anhand nationaler Daten zu quantifizieren, oder vorauszusehen.
Ein Wegfall der Absatzförderung würde sich gemäss Szenario 1 aufgrund des Konsumeffekts positiv auf die Biodiversität in der Schweiz auswirken. Beim Importeffekt gemäss Szenario 2 könnte der positive Effekt im Inland durch negative Effekte im Ausland aufgehoben werden. Der Nettoeffekt lässt sich in der Folge nicht genau abschätzen.
Fazit
- Die bisherige Absatzförderung tierischer Produkte hat tendenziell negative Auswirkungen auf die Biodiversität, auch wenn das Ausmass schwer zu quantifizieren ist.
- Die Studie empfiehlt, die Absatzförderung zugunsten umweltfreundlicherer Systeme neu auszurichten, um die Biodiversität zu fördern.
- Eine Neuausrichtung könnte durch gezielte Förderung von Produkten geschehen, die weniger ressourcenintensiv sind und geringere Umweltbelastungen verursachen.
- Eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit und Sensibilisierung der Konsumenten für die ökologischen Auswirkungen ihres Konsumverhaltens ergänzen diese Neuausrichtung und sind wichtige Massnahmen zur Förderung nachhaltiger Konsummuster.
Literaturhinweis
Evaluation agrarpolitischer Massnahmen bezüglich Biodiversitätswirkung: Absatzförderung.



