Agroscope, Bee Management, Wildbiene + Partner, University of Wageningen

Mauerbienen: Die richtige Art für die Bestäubung von Kirsch- und Apfelbäumen auswählen

Viele Obst- und Gemüsekulturen sind für die Bestäubung auf gezüchtete Bestäuberinsekten wie Honigbienen oder Hummeln angewiesen. Eine Diversifizierung dieser Bestäuber ist notwendig, denn sie sind nicht immer die besten für bestimmte Nutzpflanzen, besonders bei nasser und kalter Witterung.

Der Wert der Bestäubungsleistungen für Nutzpflanzen wird weltweit auf 153 Mrd. € geschätzt. Historisch gesehen wurde die Bestäubung von wilden Bestäuberpopulationen übernommen. Aufgrund eines allgemeinen Rückgangs der wilden Bestäuber in Verbindung mit den gestiegenen Ansprüchen an die Bestäubung für intensiven, bestäubungsabhängigen Kulturpflanzen-Anbau braucht es zusätzliche Bestäuber.

Alternative Bestäuberinsekten

Die Honigbiene Apis mellifera und die Dunkle Erdhummel Bombus terrestris sind die am häufigsten verwendeten Bestäuberinsekten. Die starke Abhängigkeit von diesen Arten kann jedoch problematisch sein, da sie nicht immer die besten Bestäuber für bestimmte Nutzpflanzen sind. Das Auftreten von Krankheiten und Parasiten wie dem kleinen Beutenkäfer oder der amerikanischen Faulbrut stellt zudem ein grosses Risiko für Honigbienen dar. Daher ist eine Diversifizierung der gezüchteten Bestäuber für Nutzpflanzen erforderlich. Die Mauerbienen Osmia cornuta und Osmia bicornis werden zunehmend als alternative Bestäuber für Nutzpflanzen eingesetzt, jedoch ist noch unklar, wie gut diese Arten für die Bestäubung von Obst geeignet sind.

Mauerbienen Osmia cornuta und Osmia bicornis in Obstplantagen getestet

In der Studie* wurde die Eignung von O. cornuta und O. bicornis als kontrollierte Bestäuber in zwei Kirsch- und vier Apfelplantagen untersucht. Beide Mauerbienenarten wurden zu Beginn der Blütezeit in die Plantagen eingeführt.

O. cornuta schlüpfte 4 ± 2 Tage früher und hatte eine mindestens fünfmal höhere Nistrate als O. bicornis in Kirsch- und Apfelplantagen. Tests ergaben, dass O. cornuta in Obstanlagen häufiger beobachtet wurde als O. bicornis und häufiger Blütenbesuche absolvierte. Die Pollenlast von O. cornuta enthielt 95 % Rosaceae-Pflanzen (wahrscheinlich Apfel und Kirsche), während dies bei O. bicornis nur 30 % waren. Dies deutet darauf hin, dass O. bicornis hauptsächlich ausserhalb der Obstanlagen nach Nahrung suchte. O. cornuta erweist sich unter den relativ kühlen und regnerischen Wetterbedingungen während der Studie als ein besserer Bestäuber als O. bicornis für früh blühende Kulturen wie Kirsche und Apfel.

* Diese Studie wurde von der Firma WildBiene + Partner finanziert.

Fazit

  • In Schweizer Obstplantagen gibt es nur wenige wilde Bestäuber. Dies unterstreicht die Bedeutung von gezüchteten Bestäuberinsekten.
  • Gezüchtete Mauerbienen bieten eine valable Alternative zu Honigbienen und Hummeln für die Bestäubung von Apfel- und Kirschbäumen.
  • Die Mauerbiene Osmia cornuta weist ein höheres Potenzial auf als Osmia bicornis für die kommerzielle Bestäubung von Kirsch- und Apfelplantagen in Mitteleuropa.
  • Die Studie bestätigt die Relevanz von gezüchteten Osmia cornuta in Schweizer Apfel- und Kirschplantagen, um auch unter rauen Wetterbedingungen eine nachhaltige Bestäubung zu gewährleisten.
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