Können Geruchsimmissionen mit Testpersonen verlässlich ermittelt werden?
Foto: Margret Keck,
Agroscope
Die Tierhaltung mit ihrer Vielfalt und räumlich ausgedehnten Geruchsquellen bringt Herausforderungen bei der Ermittlung der Geruchsimmission mit sich. Agroscope und Empa haben eine Methode mit geschulten Testpersonen weiterentwickelt und mit Tracergasen validiert.
Die Bewertung von Geruchsimmissionen von Betrieben mit Tierhaltung, mit Biogasanlagen und von benachbarten Betrieben ist aufgrund der räumlichen Ausdehnung, Heterogenität und Vielfalt der Geruchsquellen eine Herausforderung. Methoden zur Ermittlung der Geruchsimmissionen werden teils bezüglich mangelnder Zuverlässigkeit und Subjektivität bei der sensorischen Analyse kritisiert. Ziel dieser Studie war es, eine optimierte Methode zur Untersuchung von Geruchsfahnen durch geschulte Testpersonen zu validieren.
Gute Übereinstimmung der Testpersonen
Zur Ausbildung und zur Abstimmung der Testpersonen mit Blick auf ihre Geruchswahrnehmung dienten klare Definitionen, Warm-up- und Vergleichsrunden. Waren alle Testpersonen am selben Ort platziert, so zeigten sie sowohl im zeitlichen Verlauf wie auch bei der Einstufung der Geruchsintensitäten eine gute Übereinstimmung. Während die bisher verbreitete Herangehensweise nur die Häufigkeit von erkennbarem Geruch aufnimmt, erfassen die Testpersonen bei der optimierten Methode sowohl die Häufigkeit als auch sechs Intensitätsstufen von Geruch. Dies berücksichtigt auch schwachen Geruch und Mischgeruch.
Tracer und Geruch klingen mit der Distanz zur Quelle ab
Auf zwei Betrieben wurden je zwei verschiedene Tracergase in den geruchsrelevanten Bereichen der Tierhaltung und der Biogasanlage zudosiert. Sowohl bei den Geruchsparametern als auch bei den Tracergasen war auf beiden Betrieben in der Fahne ein deutliches Abklingen mit zunehmender Distanz zu den Quellen zu beobachten. Die Geruchswahrnehmung der Testpersonen korrelierte gut mit der Tracergaskonzentration, welche als objektives Mass für die Ausbreitung diente.
Zusammenwirken von mehreren Quellen mit Tracern differenziert
Der Tier- und der Biogasbereich waren bei einem Betrieb räumlich ineinander verschachtelt und beim anderen Betrieb voneinander getrennt. In der kombinierten Quellkonfiguration zeigten die beiden Tracergase eine perfekte Übereinstimmung: Die gesamte kombinierte Quelle konnte mit nur einem Tracergas abgebildet werden. In der räumlich getrennten Anordnung war jedoch jede Position individuell exponiert, je nach Nähe zu den einzelnen Geruchs- und Tracerquellen. Räumlich ausgedehnte Geruchsquellen haben in Kombination mit der jeweiligen Windanströmung einen grossen Einfluss auf die Geruchsimmission. Für komplexere Situationen mit mehreren Geruchsquellen lässt sich ein solcher kombinierter quell- und tracerbezogener Ansatz nutzen, um den einzelnen Immissionsbeitrag zu verfolgen und geeignete Minderungsstrategien zu konzipieren.
Fazit
- Das Abklingen von Geruch mit zunehmender Distanz, ermittelt mit geschulten Testpersonen, korreliert gut mit der Tracergaskonzentration, die als objektives Mass für die Ausbreitung dient.
- Mit zwei verschiedenen Tracergasen ist es möglich, die Ausbreitung von zwei unterschiedlichen Geruchsquellen ausgehend von ihrer räumlichen Anordnung über das Konzentrationsverhältnis der beiden Tracer zu verfolgen.
- Werden die beiden Parameter Geruchshäufigkeit und Geruchsintensität kombiniert, können auch schwacher Geruch und Mischgeruch berücksichtigt werden.
- Die weiterentwickelte Methode unterstützt eine objektive Bewertung von Geruchsimmissionen und eignet sich auch für die Entwicklung von Minderungsstrategien.
Literaturhinweis
Odor impact assessment in the plume – A validation using tracer gases in two spatial farm configurations.