Mischkulturen zur Schädlingsbekämpfung im Rapsanbau
Foto: Laurie Magnin,
Agroscope
Beim Anbau von Raps sind verschiedene Pflanzenschutzbehandlungen erforderlich. Eine Kombination dieser Kultur mit Begleitpflanzen ist ein vielversprechender Ansatz zur nachhaltigen Schädlingsbekämpfung.
Im Rahmen der Bestrebungen, die Landwirtschaft umweltfreundlicher zu gestalten, hat die Europäische Union zahlreiche synthetische Insektizide verboten, insbesondere Neonicotinoide. Besonders betroffen ist der Anbau von Raps, bei dem in der bisherigen Praxis verschiedene Behandlungen gegen Unkräuter und Schädlinge durchgeführt werden. Ein Bedarf an nachhaltigen Alternativen besteht auch, weil immer mehr Insekten resistent gegen Insektizide sind.
Die wichtigsten Schädlinge
Zu den bedeutendsten Rapsschädlingen in Europa gehören vier Käfer: Kohlerdfloh (Phyllotreta spp.), Grosser Rapserdfloh (Psylliodes chysocephala), Grosser Rapsstängelrüssler (Ceutorhynchus napi) und Rapsglanzkäfer (Brassicogethes aeneus). Diese Käferarten haben unterschiedliche Lebenszyklen und verursachen charakteristische Schäden an verschiedenen Organen der Pflanze.
Für eine nachhaltige Rapsproduktion müssen dringend Alternativen zu den verfügbaren Pflanzenschutzbehandlungen gegen diese Schadinsekten gefunden werden.
Mischkultur
Eine untersuchte Alternative ist die Mischkultur, bei der Raps zusammen mit Begleitpflanzen angebaut wird. Die Begleitpflanzen – etwa Futterwicke, Ackerbohne oder Klee – werden nicht zur Verwertung angebaut, sondern sie stellen Ökosystemleistungen bereit und unterstützen die Produktion der Hauptkultur. Konkret können sie die Konkurrenz durch Unkräuter reduzieren, die Düngung verbessern und die Schäden durch bestimmte Insekten verringern.
Auf Parzellen von Agroscope Changins wurde zwei Jahre lang ein Feldversuch durchgeführt, bei dem Raps in Reinkultur mit Raps in Mischkultur mit Winterackerbohne (winterhart), Sommerackerbohne (frostempfindlich) oder künstlichen Pflanzen verglichen wurde. Ziel des Versuchs war es, die Auswirkungen der Begleitpflanzen auf Rapsschädlinge zu untersuchen und die Wirkungsmechanismen zu analysieren, die zu einem geringeren Schädlingsdruck führen.
Wirkungsmechanismen
Begleitpflanzen können den Schädlingsdruck durch Wirkungsmechanismen visueller, physischer oder chemischer Art reduzieren, wobei die Mechanismen einzeln oder in Kombination wirken können.
Insekten können sich für die Lokalisierung ihrer Wirtspflanzen an visuellen Merkmalen des Feldes orientieren. Die Reflexion des Lichts durch Begleitpflanzen oder ihre Form kann Insekten verwirren und ihre Fähigkeit beeinträchtigen, Wirtspflanzen zu identifizieren und zu lokalisieren. In diesem Fall ist die Störung visueller Art.
Eine mechanische Barrierewirkung durch Begleitpflanzen oder ein Verdünnungseffekt, der die Wirtspflanzen schlechter auffindbar macht, können den Zugang von Insekten behindern. Diese Störungen sind physischer Art.
Schliesslich können flüchtige Verbindungen der Begleitpflanzen mit dem Geruchs- oder Geschmackssystem der Insekten interferieren, wodurch die Wirtspflanze schlechter erkennbar oder weniger attraktiv wird. Hier ist die Störung chemischer Art.
Durch die Verwendung künstlicher Pflanzen im Agroscope-Versuch konnten die direkten Wirkungen von Begleitpflanzen visueller und physischer Art von den Störungen chemischer Art abgegrenzt werden.
Wirkungsmechanismen
Im Versuch erfolgte der Anbau von Raps in Mischkultur mit der Ackerbohne. Frostempfindliche Begleitpflanzen sind zwar im Herbst nützlich, frieren aber im Winter oft ab, was ihre Wirkung auf im Frühling auftretende Schädlinge potenziell einschränkt. Daher ist es interessant, den Einfluss der winterharten Ackerbohne im Vergleich zur frostempfindlichen Sommerackerbohneauf den gesamten Schädlingskomplex über den ganzen Rapszyklus zu analysieren und die Auswirkungen auf den Ertrag zu bewerten.
Die Studie zeigt, dass die Mischkultur von Raps mit Sommer- oder Winterackerbohnen das Auftreten der wichtigsten Schadinsekten signifikant reduziert. Diese Mischkulturen verringern die durch den Kohlerdfloh verursachten Schäden und reduzieren die Anzahl der Adulttiere des Grossen Rapserdflohs im Herbst. Im Frühling wurden auch weniger Eiablage-Einstichstellen des Stängelrüsslers und weniger adulte Rapsglanzkäfer in Parzellen mit Ackerbohnen beobachtet. Die Mischkultur von Raps mit (frostempfindlichen) Sommerackerbohnen reduziert den Schädlingsdruck durch Stängelrüssler und Rapsglanzkäfer stärker als die Mischkultur mit Winterackerbohnen. Diese Wirkung könnte damit erklärt werden, dass die verholzten Stängel der Sommerackerbohne im Frühling trotz des Abfrierens im Winter sehr gut sichtbar über dem Raps stehen.
Die Kombination mit den künstlichen Pflanzen reduzierte das Auftreten der vier untersuchten Schadinsekten im Vergleich zur reinen Rapskultur, jedoch in geringerem Ausmass als die Mischkultur mit den natürlichen Ackerbohnen. Begleitpflanzen üben also eine störende Wirkung physischer und/oder visueller Art auf Schädlinge aus und verringern so deren Auftreten. Weil sich dadurch das mit der Ackerbohne beobachtete Ergebnis nicht vollständig erklären lässt, könnte auch ein chemischer Mechanismus beteiligt sein.
Bei der Mischkultur von Raps mit Ackerbohnen gab es keine Ertragseinbussen, mit tendenziell sogar höheren Erträgen, wenn Raps mit Sommerackerbohnen kombiniert wurde.
In den nächsten drei Jahren folgen dieser Studie Versuche auf Landwirtschaftsbetrieben in der Schweiz im Rahmen des Projekts CAPRI.
Schlussfolgerungen
- Die Mischkultur von Raps mit Begleitpflanzen wie Ackerbohnen ist eine vielversprechende Alternative zur Anwendung synthetischer Insektizide und senkt den Schädlingsdruck nachhaltig.
- Die Reduktion der Schäden durch die Schadinsekten beruht auf Wirkungen visueller, physischer und chemischer Art, wobei die Schädlinge verwirrt oder ihr Verhalten so verändert wird, dass sie die Wirtspflanze schwerer finden oder diese weniger attraktiv ist.
- Die Ergebnisse legen nahe, dass die Wahl der Begleitpflanzen (Winter- oder Sommerackerbohne) an die örtlichen Bedingungen und den Zyklus der Schädlinge angepasst werden sollte.
- Über die Schädlingsbekämpfung hinaus bieten Begleitpflanzen zusätzliche agronomische Vorteile (Düngung, Bodenbedeckung). Ihre Integration in den Rapsanbau bietet konkrete Möglichkeiten für eine widerstandsfähigere und umweltverträglichere Landwirtschaft.
Literaturhinweis
Intercropping mitigates incidence of theoilseed rape insect pest complex.