Agroscope

Smart Farming: Die Akzeptanz in der Bevölkerung steigt, wenn die Vorteile betont werden

Agroscope untersuchte die Akzeptanz digitaler Technologien in der Schweizer Bevölkerung. Es zeigte sich, dass Tools im Pflanzenbau positiver bewertet wurden als Technologien in der Tierhaltung.

Ziel der Agroscope-Studien war es, die öffentliche Wahrnehmung pflanzen- und tierbezogener Smart-Farming-Technologien zu untersuchen. Dazu haben Agroscope-Forscherinnen 2021 eine qualitative Umfrage bei 287 Deutsch sprechenden Personen und 2023 eine quantitative Befragung bei insgesamt 383 Personen aus der Romadie und der Deutschschweiz durchgeführt.

Tierwohl, Umwelt und Soziales als zentrale Anliegen

In beiden Studien wurden Smart-Farming-Technologien grundsätzlich als positiv angesehen. In der ersten Studie bewerteten die Teilnehmenden zwei pflanzenbezogene Technologien (Sprühdrohnen, Hackroboter) generell positiver als zwei tierbezogene (virtuelle Zäune, Melkroboter). Das Tierwohl war ein zentrales Anliegen bei den Umfrage-Teilnehmenden. Diese sahen virtuelle Zäune generell als eher negativ, Melkroboter im Durchschnitt als neutral.

Umweltaspekte dominierten die Wahrnehmung bei Technologien im Pflanzenbau. Trotz einiger Bedenken (z.B. Tierwohl, Lärm oder Bodenverdichtung) wurden alle Technologien mit Fortschritt und Innovation assoziiert. Besonders positiv wurden Technologien wahrgenommen, wenn sie helfen, den Pestizideinsatz im Pflanzenbau zu reduzieren. Insgesamt beeinflussten Umwelt-, Tierwohl- und Sozialaspekte die Wahrnehmung stark.

Unterschiedliche Wahrnehmungen und Widersprüche

In der zweiten Studie zeigte sich ebenfalls eine höhere Akzeptanz für pflanzenbezogene Technologien. Dabei gab es aber einen Unterschied zwischen den Geschlechtern: Frauen waren tendenziell kritischer gegenüber Melkrobotern eingestellt als Männer, besonders in Bezug auf Tierwohl und Umweltschutz. Die politische Orientierung, also ob sich jemand auf dem politischen Spektrum eher links, mittig oder rechts verortet, hatte hingegen keinen signifikanten Einfluss auf die Akzeptanz einer Technologie.

Ein interessanter Widerspruch zeigte sich bei der Bodenverdichtung durch Hackroboter: Während Fachleute eine Reduktion der Bodenverdichtung durch die Nutzung von Hackrobotern erwarten, sehen Laien die Technologienutzung als Risiko für eine weitere Bodenverdichtung. Dies könnte damit zu tun haben, dass es Laien schwer fällt, die Grösse dieser Maschienen abzuschätzen.

Insgesamt aber ergaben die beiden Umfragen eine grundsätzlich positive Wahrnehmung und ein generelles Interesse an Smart-Farming-Technologien. Die Akzeptanz hängt also stark vom Einsatzbereich (Pflanzen vs. Tiere) und von den wahrgenommenen Risiken der Technologie ab.

Wie lässt sich die Akzeptanz weiter erhöhen?

Obwohl im Vergleich zum Ausland erst wenige Schweizer Betriebe Melkroboter nutzen, steigt ihre Verbreitung aufgrund der Arbeitsentlastung, die durch die Technologienutzung erreicht wird. Auch ausserhalb der landwirtschaftlichen Betriebe führt die Kommunikation der Vorteile neuer Technologien zu einer positiven Wahrnehmung.

Für die Umfrageteilnehmenden war nebst Tierwohl und sozialen Aspekten zudem die wahrgenommene Natürlichkeit von Lebensmitteln, die mit Hilfe von Smart Farming erzeugt wurden, wichtig. Je höher die Natürlichkeit der produzierten Produkte bewertet wurde, desto positiver fiel deren Akzeptanz aus.

Fazit

  • Tierwohl, soziale Aspekte und Natürlichkeit der Lebensmittel beeinflussen die Akzeptanz von Smart-Farming-Technologien stark.
  • Bei Technologien im Pflanzenbau waren die Umweltaspekte entscheidend für die Wahrnehmung.
  • Bei Technologien in der Tierhaltung waren Tierwohlaspekte entscheidend für die Wahrnehmung.
  • Alles in allem wurden Technologien im Pflanzenbau positiver bewertet als solche im Nutztierbereich.
  • Wenn der Nutzen für Tiere, Landwirtinnen und Landwirte sowie für die Umwelt betont wird, ist die Akzeptanz neuer Technologien besonders hoch.
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