Schadpotenzial des Japankäfers in der Schweiz und Bekämpfungsmassnahmen
Foto: Tanja Graf,
Agroscope
Agroscope-Forschende haben das Schadpotenzial des Japankäfers für die Schweizer Landwirtschaft eingeschätzt und zeigen integrierte und kulturübergreifende Bekämpfungsmöglichkeiten für die verschiedenen Produktionszweige auf.
Der Japankäfer (Popillia japonica) ist ein prioritärer Quarantäneorganismus (PGesV SR 0.916.20), der ursprünglich aus Nordostasien stammt und seit 2017 auch in der Schweiz vorkommt. Dieser Blatthornkäfer befällt mehr als 400 Pflanzenarten und weist ein sehr grosses Schadpotenzial für die Schweizer Gesellschaft und Landwirtschaft auf. Sowohl adulte Käfer als auch ihre Larven können Kulturen schädigen, wobei sie jeweils unterschiedliche Pflanzenarten befallen und räumlich getrennt auftreten. Während sich Larven vorwiegend von Graswurzeln ernähren, fressen die Adulten Blätter, Blüten sowie Früchte von verschiedensten krautigen Pflanzen, Sträuchern und Bäumen. Die unbeabsichtigte Einschleppung des Japankäfers stellt den Eidgenössischen Pflanzenschutzdienst, die kantonalen Fachstellen sowie die Landwirtschaft vor eine der grössten phytosanitären Herausforderungen der letzten Jahre. Auf der Basis von mehr als 130 Veröffentlichungen haben Agroscope-Forschende das Schadpotenzial des Käfers für Acker-, Gemüse-, Obst- und Rebbau sowie Grünflächen eingeschätzt und erste Pflanzenschutzstrategien erarbeitet.
Sämtliche Produktionszweige sind gefährdet
Adulte Japankäfer schädigen die Früchte verschiedenster Obstkulturen, insbesondere Beeren, Kirschen und Aprikosen, sowie auch die Blätter von Reben, Gemüse-, Obst- und Ackerkulturen. Die Larven befallen zudem bewässerte Rasenflächen wie Sport- und Golfplätze, Rollrasenproduktionsflächen, öffentliche Parks und private Gärten.
Ein wirksamer Schutz der Kulturen ist möglich
Als prioritärer, geregelter Quarantäneorganismus muss den behördlichen Anordnungen zur Tilgung bzw. Eindämmung des Japankäfers aktuell Folge geleistet werden. Langfristig werden sich aber wirksame, integrierte, nachhaltige Pflanzenschutzstrategien etablieren, welche sich aus verschiedenen vorbeugenden, mechanischen, biologischen, biotechnischen und chemischen Bekämpfungsmassnahmen zusammensetzen. Prioritär gilt es vorzubeugen, dass Larven und adulte Japankäfer unbeabsichtigt verschleppt werden. Des Weiteren können Eiablage und Entwicklung der Larven im Boden mit einer reduzierten Bewässerung verringert werden. Eine gezielte Bodenbearbeitung und eine Abdeckung des Bodens können den Larvenbefall weiter verringern. Zusätzlich können Larven mit Nematodenbehandlungen direkt bekämpft werden. Besonders wirksamen Schutz gegen adulte Japankäfer bieten Netze. Frassschäden am Laub können zudem mit Gesteinsmehlbehandlungen reduziert werden. Die Anwendung von Insektiziden gegen die adulten Japankäfer kann vermutlich nicht vollständig vermieden werden. Durch den Einsatz von Lockstoffen (z. B. via Spotspraying, Massenfang oder insektizidbehandelten Netzen) lassen sich eingesetzte Mengen und Spritzrückstände auf dem Erntegut jedoch auf das Nötigste beschränken. Die erwartete Bedeutung dieser Regulierungsmassnahmen wird in der Publikation für die verschiedenen Produktionszweige in einer zusammenfassenden Tabelle eingeschätzt, wodurch sich kulturspezifische integrierte Pflanzenschutzstrategien ableiten lassen. Daneben forscht Agroscope bereits intensiv an weiteren vielversprechenden biologischen Bekämpfungsansätzen. Es wird jedoch Zeit brauchen, bis der Einsatz dieser natürlichen Gegenspieler praxisreif und die regulatorischen Einschränkungen überwunden sind.
Fazit
- Das Schadpotential des Japankäfers ist sehr hoch, zumal viele landwirtschaftliche Kulturen betroffen sind und erhebliche Schäden an öffentlichen und privaten Grünflächen erwartet werden.
- Anfällige reifende Kulturen in der Nähe von Larvenbrutstätten wie feuchte Gras- und bewässerte Grünflächen werden am stärksten durch adulte Japankäfer gefährdet sein.
- Ein wirksamer integrierter Pflanzenschutz erfordert den Einsatz verschiedener Bekämpfungsmassnahmen. Da Larven und Adulte räumlich getrennt auftreten, reicht eine Bekämpfung an Einzelstandorten nicht. Ein wirksamer Schutz der Kulturen gelingt nur durch kultur- und flächenübergreifende Bekämpfungsstrategien unter Einbezug der betroffenen Akteure.
Literaturhinweis
Schadpotenzial und Bekämpfung des Japankäfers in der Schweizer Landwirtschaft.