Agroscope, HEPIA

Mit gezielter Begrünung die Vegetationsentwicklung am Gleisrand steuern

Um den Herbizideinsatz für die Vegetationskontrolle im Gleisbereich zu reduzieren, haben die Schweizerischen Bundesbahnen Agroscope und HEPIA beauftragt, eine niedrigwachsende Pflanzenmischung für den Gleisrandbereich zu entwickeln.

Die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) haben beschlossen, den Einsatz von chemisch-synthetische Herbiziden auf ein absolutes Minimum zu beschränken und im Rahmen des Aktionsplanes «NoHerbie – Alternativen zu Herbiziden» alternative Massnahmen zu nutzen. Dabei ist sicherzustellen, dass die Nutzungsdauer der Bahnanlage nicht verkürzt wird und dass die Sicherheit und Verfügbarkeit gewährleistet bleiben.

«Säen statt Bekämpfen»

Die SBB hat Agroscope, die Haute école du paysage, d’ingénierie et d’architecture de Genève (HEPIA) und weitere Partner beauftragt zu untersuchen, ob die gezielte Begrünung von Banketten und Gleisrandbereichen eine Alternative sein könnte zum erhöhten Einsatz von Herbiziden. Ziel war es, eine Vegetationsdecke zu etablieren, die Problempflanzen verdrängt, die Sicherheit der Bahninfrastruktur gewährleistet und die Biodiversität fördert. Zugleich sollte über die Artenwahl sichergestellt werden, dass mit den Ansaaten keine für die Landwirtschaft problematischen Arten verbreitet werden.

Fünf speziell entwickelte Saatgutmischungen wurden an sechs Standorten im Schweizer Mittelland getestet. Die Mischungen bestanden aus Arten, welche die Sicherheitskriterien (gute Begehbarkeit, geringe Wuchshöhe und Wurzeltiefe, keine Stolperfallen, keine Einschränkung der Sichtbarkeit von Signalen, Gewährleistung der uneingeschränkten Gleisentwässerung) und die ökologischen Ansprüche (Ökotypen einheimischer Pflanzenarten) voraussichtlich erfüllen.

Standort und Mischung entscheiden über Erfolg

Der mehrjährige Versuch hat gezeigt, dass eine erfolgreiche Begrünung von Neben- und Zwischengleisbereichen von Bahnanlagen mit ausgewählten Arten möglich ist: Die Samenmischungen erfüllen die Sicherheitskriterien, die Artenvielfalt nimmt zu, die Bodentemperatur sinkt und die Qualität des Landschaftsbildes wird bereichert.

Damit sich die angesäten Pflanzen etablieren können, sind zwei Standortfaktoren wichtig:

  1. der Gehalt an organischer Substanz (auf den bestehenden, sehr mageren Kiesflächen sammelt sich diese erst im Laufe der Jahre an)
  2. eine ausreichende Wasserversorgung im Ansaatjahr, damit die Mischungen eine Samenbank im Substrat aufbauen können.

Zwei Mischungen, eine mit breitem ökologischem Spektrum und eine mit vielen Pionierarten, erreichten nach fünf Versuchsjahren auf geeignetem Bodensubstrat eine durchschnittliche Bodenbedeckung von über 70 %.

An allen Standorten war der Anteil der gesäten Arten an der gesamten Vegetationsdeckung im Untersuchungszeitraum signifikativ höher als derjenige der spontanen Arten. Problematische einheimische und neophytische Arten waren signifikant seltener als angesäte und unproblematische spontane Arten. Die Ansaat erhöhte den Artenreichtum innerhalb der Pflanzengemeinschaft im Mittel um fünf Arten.

Die Studie kommt zum Schluss, dass die Begrünung im Gleisrandbereich eine realistische Alternative zur Herbizidanwendung ist. Sie wird den Unterhaltsaufwand jedoch kaum reduzieren, denn auch die gezielte Begrünung erfordert regelmässige Pflege. So müssen z.B. problematische Rankpflanzen wie Efeu oder Brombeeren aus benachbarten Grundstücken oder hochwachsende Pflanzen und invasive Neophyten kontrolliert werden.

Zukünftige Ansätze könnten die Kombination von mechanischen, chemischen und biologischen Strategien umfassen, um eine optimale Nachhaltigkeit zu erreichen.

Fazit

  • Agroscope und Partner haben im Auftrag der SBB geprüft, ob mit gezielter Begrünung unerwünschte Pflanzen entlang von Gleisen kontrolliert werden können.
  • Die untersuchten Pflanzenmischungen erfüllen die Kriterien der Betriebssicherheit, wenn sich die angesäten Pflanzen etablieren können.
  • Die Ansiedlung invasiver Neophyten entlang der Gleise wird eingedämmt und dadurch die Ausbreitung problematischer Arten in benachbarte Acker- und Graslandflächen verringert.
  • Am erfolgreichsten waren zwei Pflanzenmischungen: eine, die sich flexibel an unterschiedliche Standortbedingungen anpasst und deshalb an vielen Orten eingesetzt werden kann, und eine andere, die viele Pionierarten enthält.
  • Neben der Pflanzenmischung sind auch Standortfaktoren wichtig: Im Aussaatjahr ist ausreichend Niederschlag nötig und die Flächen sollten eine Starthilfe mit organischem Material erhalten.
  • Die gezielte Begrünung im Gleisrandbereich bietet eine realistische Alternative zur Herbizidanwendung, erfordert aber trotzdem regelmässige Pflege, um unerwünschte Pflanzen zu kontrollieren.
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