Agroscope

Landwirtschaftliche Produktion und Biodiversitätserhalt: vier typische Landnutzungen

Schweizer Landwirtschaftsbetriebe müssen entscheiden, in welchem Umfang sie Agrargüter produzieren und Biodiversitätsleistungen erbringen. Agroscope hat die Vielfalt der gesamtbetrieblichen Bodennutzung analysiert und typisiert.

Landwirtschaftsbetriebe müssen entscheiden, wofür sie den knappen Produktionsfaktor Land einsetzen. Wie stark soll der Fokus auf die Produktion von Agrarerzeugnissen bzw. auf den Erhalt von Biodiversität im Rahmen der Direktzahlungsprogramme vom Bund gesetzt werden? Bisher war relativ wenig über das diesbezügliche Landnutzungsverhalten von Schweizer Landwirtschaftsbetrieben und dessen Vielfalt bekannt. In einer Untersuchung sind Agroscope-Forschende auf diese Frage eingegangen und haben eine Typologie der gesamtbetrieblichen Landnutzung der Schweizer Landwirtschaftsbetriebe mittels Clusteranalyse erstellt. Die Studie nimmt eine umfassende Perspektive ein, die nicht nur die Biodiversitätsförderflächen (BFF), sondern auch die Nicht-BFF und somit die gesamtbetriebliche Landnutzung umfasst. Die Untersuchung basiert auf einer Stichprobe von 2341 Betriebsbeobachtungen aus der Zentralen Auswertung von Agrarumweltindikatoren (ZA-AUI) und der Zentralen Auswertung von Buchhaltungsdaten (ZA-BH).

Vier Merkmale wurden für den Aufbau der Typologie berücksichtigt:

  1. die gesamtbetriebliche landwirtschaftliche Produktionsintensität,
  2. der Umfang der Teilnahme an den Direktzahlungsprogrammen zur Förderung der Biodiversität,
  3. die Wirkung der Landbewirtschaftungsmassnahmen auf die Artenvielfalt von BFF und
  4. die Wirkung der Landbewirtschaftungsmassnahmen auf die Artenvielfalt von Nicht-BFF.

Vier Landnutzungstypen festgestellt

Die Analyse zeigte vier unterschiedliche Landnutzungstypen jenseits der klassischen Zweiteilung vom niedrigen BFF-Anteil mit hoher landwirtschaftlicher Produktionsintensität entgegen einem hohen BFF-Anteil mit niedriger landwirtschaftlicher Produktionsintensität:

  1. die extensiv wirtschaftenden Betriebe mit starker Ausrichtung auf die BFF-Produktion;
  2. die intensiv wirtschaftenden Betriebe mit biodiversitätsfreundlichen Landbewirtschaftungsmassnahmen;
  3. die intensiv wirtschaftenden Betriebe mit weniger biodiversitätsfreundlichen Landbewirtschaftungsmassnahmen;
  4. die weder sehr intensiv noch besonders biodiversitätsfreundlich bewirtschaftende Betriebe (dieser Typ wurde nur für die Talregion gefunden).

Hohe Produktionsintensität und biodiversitätsfreundliche Bewirtschaftung müssen kein Widerspruch sein

Unsere Ergebnisse zeigen, dass ein Beitrag zum Erhalt der Biodiversität auch ausserhalb der BFF-Direktzahlungsprogramme stattfinden kann. Den Betrieben vom zweiten Typ gelang es, gleichzeitig eine hohe landwirtschaftliche Produktionsintensität als auch eine hohe Biodiversitätsfreundlichkeit ihrer Bewirtschaftungsmassnahmen zu erreichen. Dies verdeutlicht, dass sich diese zwei Dimensionen per se nicht gegenseitig ausschliessen. Die niedrige oder moderate Nutzungsintensität von Mineraldüngern, Pflanzenschutzmitteln und zugekauften Futtermitteln in Kombination mit einer hohen Nutzungseffizienz dieser Inputs scheint der Schlüssel zur Vereinbarkeit von landwirtschaftlicher Produktion und Biodiversitätserhalt zu sein.

Fazit

  • Unter Berücksichtigung der Produktionsintensität, des BFF-Anteils und der Biodiversitätsfreundlichkeit der Bewirtschaftung von BFF und Nicht-BFF können vier unterschiedliche gesamtbetriebliche Landnutzungstypen identifiziert werden.
  • Diese Landnutzungstypen gehen über die klassische Zweiteilung von einem niedrigen BFF-Anteil mit hoher landwirtschaftlicher Produktionsintensität entgegen einem hohen BFF-Anteil mit niedriger landwirtschaftlicher Produktionsintensität hinaus.
  • Einer der vier identifizierten Landnutzungstypen zeigt, dass sich eine hohe landwirtschaftliche Produktionsintensität und eine hohe Biodiversitätsfreundlichkeit der Landbewirtschaftungsmassnahmen nicht per se ausschliessen. Beides kann gleichzeitig erreicht werden, wenn biodiversitätsrelevante Vorleistungen (Mineraldünger, Pflanzenschutzmittel und zugekaufte Futtermittel) wenig bzw. moderat intensiv und effizient genutzt werden. 
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