Grünerlen regulieren: Kombination von Schnitt und Beweidung mit Ziegen ist wirksam
Foto: Lumineau, Claire.
Ecole Supérieure des
Agricultures, Frankreich.
Die Ausbreitung der Grünerle auf Weideflächen verringert die Artenvielfalt, die Futterqualität und die Attraktivität der Landschaft. Die Beweidung mit Ziegen kann die Ausbreitung der Grünerle aufhalten und die Weidevegetation wiederherstellen.
Der Rückgang der Beweidungsintensität hat dazu geführt, dass sich die Grünerle (Alnus viridis (Chaix) DC.) in den Alpen immer weiter ausbreitet. Sie ist eine der am stärksten invasiven Arten Zentraleuropas – mit negativen Folgen für Umwelt und Landwirtschaft: Eutrophierung, Freisetzung von Treibhausgasen, Bodenversauerung, tiefere Futterqualität und Verlust von Biodiversität der Weiden.
Früher spielten Kleinwiederkäuer eine entscheidende Rolle bei der Regulierung von verholzten Pflanzen. Doch ihre Zahl ist in der Schweiz seit Ende des 19. Jahrhunderts um 80 % zurückgegangen. Es stellt sich die Frage, ob auch andere Wiederkäuer, insbesondere Rinder, die Ausbreitung von Holzpflanzen kontrollieren können. Darum wurde in der vorliegenden Studie auf Schweizer Alpen untersucht, wie eine mechanische Entfernung der Grünerle in Kombination mit Beweidung durch Ziegen und Färsen die Ausbreitung der Grünerle eindämmen kann.
Die Studie wurde auf drei Alpen durchgeführt, auf denen sich die Grünerle stark ausgebreitet hat. Insgesamt beweideten 28 Capra grigia-Ziegen und Gämsfarbige Gebirgsziegen sowie 21 Färsen der Rassen Holstein, Simmental und Swiss Fleckvieh sowohl Parzellen mit intakten Grünerlen als auch Parzellen, auf denen die Erlen zu Beginn der Saison geschnitten worden waren. Die Vorlieben der Tiere für einzelne Pflanzen und die Zusammensetzung ihrer Futterrationen wurden durch Beobachtung beim Fressen gemessen. Nach der Beweidung wurde der Anteil der geschälten Grünerlenäste, der Grad der Entblätterung und der Verbiss von wiederausgetrieben Grünerlen erhoben.
Färsen bevorzugten krautige Pflanzen und verschmähten Grünerlen
Die Futterration der Färsen bestand zu 87 % aus krautigen Pflanzen, wohingegen die Grünerle lediglich 1 % der Ration ausmachte. Sie wurde konsequent gemieden, selbst wenn sie einen grossen Anteil der verfügbaren Pflanzen ausmachte. Andere Sträucher (Alpen-Heckenrose, Himbeere und Heidelbeere) wurden dagegen gefressen. Die Färsen frassen oder zertrampelten die zuvor geschnittenen Sträucher, wobei die meisten Triebe jedoch nur leicht geschädigt wurden.
Ziegen schälten und entblätterten die Grünerle und ihre Wiederaustriebe stark
Die Futterration der Ziegen bestand zu einem grossen Teil aus verholzten Pflanzen. Auf Koppeln, auf denen die Grünerlen nicht entfernt worden waren, machten diese bis zu 57 % der Ziegenration aus. Die Ziegen frassen auch den Unterwuchs des Erlengebüschs (z.B. Farne). Im Gegensatz zu den Färsen erkundeten die Ziegen also das Erlengebüsch und passten ihre Ration an die verfügbaren Pflanzen an. 70 % der Grünerlenäste wurden von den Ziegen entblättert und 18 % von ihnen wurden geschält (mit starken Unterschieden zwischen den Alpen). Zusätzlich frassen die Ziegen fast alle Wiederaustriebe der zuvor geschnittenen Grünerlen.
Fazit
- Ziegen schälen die Rinde der Grünerle und fressen ihre Wiederaustriebe konsequent ab. Daher liegt es nahe, dass eine regelmässige Beweidung mit Ziegen in Kombination mit vorgängigem Schnitt ein wirksames Instrument ist, um die Grünerlenverbuschung einzudämmen und die Weidevegetation wiederherzustellen.
Literaturhinweis
Comportement alimentaire des génisses et des chèvres sur les alpages envahis par l’aulne vert.