Reduktion der Rückstände von Pflanzenschutzmitteln im Most durch Pflanzenfasern
Foto: Kanton Wallis
Durch Pflanzenfasern können Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in weissem Most um bis zu 80 % reduziert werden. Diese Wirkung ist bei rotem Most geringer. Diese Methode kann als Ergänzung zu einem angemessenen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln eingesetzt werden.
An der Versuchsstation Weinbau und Önologie (Kanton VS) wurde eine Studie durchgeführt, in der die Wirksamkeit von Pflanzenfasern (PF) und Bentoniten (B) zur Reduktion der Rückstände von Pflanzenschutzmitteln (PSM) in Most von Petite Arvine und Syrah bewertet wurde. Der Versuch erfolgte sowohl im Labor als auch im Weinkeller und betraf die Jahrgänge 2022 und 2023. Je nach PSM wurde im Labor eine Reduktion der Rückstände um 33 bis 96 % erreicht, während Bentonit keinen nennenswerten Effekt hatte. Die Kombination der Fasern mit Bentonit brachte keine zusätzliche Verbesserung. Die Fermentationskinetik blieb im Grossen und Ganzen gleich, auch wenn bei Bentonit eine Verlangsamung zu beobachten war.
Bestätigte Wirksamkeit von Pflanzenfasern bei weissem Most in der Kellerei
Die Untersuchung der Wirksamkeit bei Most aus weissen Trauben im Jahr 2022 im Weinkeller ergab, dass die Rückstände allein durch das Vorklären um etwa 20 % reduziert werden können. Der Zusatz von Fasern verbessert die Wirksamkeit deutlich (Reduktion von Boscalid um bis zu 85 %) oder ermöglicht die vollständige Entfernung bestimmter Rückstände (Mandipropamid, Cyazofamid) ohne nachweisbare sensorische Veränderungen. Im Jahr 2023 konnten mit den Fasern alle messbaren Rückstände vollständig entfernt werden. Bentonit war bei allen getesteten Bedingungen unwirksam (Abb. A).

Geringere Effizienz von Pflanzenfasern bei rotem Most im Weinkeller
Bei Most aus roten Trauben reduziert die Fermentation die Rückstände bereits um 40-100 %, wodurch die Wirkung der Fasern begrenzt ist. Die Ergebnisse variieren zwischen den verschiedenen Jahrgängen: Im Jahr 2022 war die Wirkung gering (Boscalid) und im Jahr 2023 wurde keine Wirkung festgestellt. Ausserdem wurden sensorische Unterschiede und Veränderungen bei bestimmten Parametern (Ende der malolaktischen Gärung, Anthocyan-Gehalt) beobachtet. Die Anwendung von Pflanzenfasern während der Vorklärung von Most weisser Trauben erwies sich also als wirksam. Sie lässt sich leicht in die Weinbereitung integrieren, insbesondere in Jahrgängen mit hohem und spätem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Bei Most roter Trauben wird die direkte Anwendung nicht empfohlen; eine Anwendung beim fertigen, gefilterten Wein ist sinnvoller. Diese Methode stellt ein ergänzendes Instrument zu einem angemessenen Einsatz von PSM im Rebberg dar, ohne diese zu ersetzen.
Fazit
- Pflanzenfasern, die bei der Klärung von Most weisser Trauben verwendet werden, reduzieren wirkungsvoll die Rückstände von Pflanzenschutzmitteln. Bei Most roter Trauben sind sie dagegen nicht wirksam und können sogar die sensorische Wahrnehmung verändern.
- Ihr Einsatz ist vor allem nach vielen und späten PSM-Behandlungen (insbesondere nach der Beerenreife) sinnvoll.
- Die Reduktion der PSM-Rückstände im Weinkeller ist aber kein Ersatz für den gezielten und zurückhaltenden Einsatz von PSM im Rebberg.
Literaturhinweis
Réduction des résidus phytosanitaires dans les moûts par l’utilisation de fibres végétales.



