Agroscope, Grangeneuve

Fütterung mit Sorghumhirse: Auswirkungen auf die Käsequalität

Der Klimawandel zwingt die Produzenten, nach neuen Futtermitteln zu suchen. Sorghumhirse ist eine mögliche Alternative. Wie wirkt sich die Fütterung von Milchkühen mit Sorghumhirse auf die Qualität von Hartkäse aus?

In den letzten Jahren litten die Regionen, in denen Milch für den Gruyère (Le Gruyère AOP) produziert wird, unter trockenen Bedingungen. Damit die Produzenten die Anforderung erfüllen können, dass 70 % der Futtermittel aus dem eigenen Betrieb stammen, müssen sie nach neuen Lösungen suchen. Als Alternativen kommen Pflanzen mit geringem Wasserbedarf, wie Sorghumhirse, in Frage. Sorghum-Kulturen lassen sich durch Milchkühe beweiden und können in den Monaten Juli bis September den Mangel an Futterpflanzen ausgleichen. Aber hat die Fütterung der Kühe mit Sorghum einen Einfluss auf die Qualität des Gruyère?

Beweidung von Wiesen oder Sorghumkulturen

Im Rahmen eines gemeinsamen Projekts von Agroscope und Grangeneuve untersuchten Fachpersonen die Qualität von Hartkäse aus der Milch von Kühen, deren Ration entweder aus Sorghumhirse oder Gras bestand. Während des dreitägigen Versuchs wurden die Kühe, die auf Sorghum oder Gras weideten, getrennt gemolken und ihre Milch wurde zur Käseherstellung verwendet. Die Herstellung erfolgte nach dem üblichen Rezept für Hartkäse in der Forschungskäserei von Agroscope in Liebefeld. Nach der Reifung der sechs produzierten Käseprodukte wurden sie verkostet.

Analysen

Im Rahmen des Versuchs wurden mehrere Analysen durchgeführt. Es wurde eine Methode entwickelt, mit der die Konzentration von Thiocyanat (ein Abbauprodukt der hochgiftigen Blausäure) im Futter, im Blut und in der Milch von Kühen gemessen werden kann. Die Ergebnisse zeigten, dass die Beweidung von Sorghum einen leichten Anstieg von Thiocyanat im Blut der Kühe, nicht aber in der Milch zur Folge hatte.

Die Milchanalysen deuteten darauf hin, dass Sorghum keine negativen Auswirkungen auf den Proteingehalt hatte, sondern im Gegenteil vorteilhaft zu sein schien.

Schliesslich wurden Analysen des Käses nach 24 Stunden und nach neun Monaten Reifung durchgeführt. Die Analysen des gereiften Käses ergaben, dass die Art des verwendeten Futters den Gehalt bestimmter Aminosäuren beeinflusste, dies jedoch keine Auswirkungen auf die Qualität des Käses hatte.

Sensorische Bewertung des Käses

Die sensorische Bewertung der Käse erfolgte einerseits durch ein Panel aus Mitarbeitenden von Agroscope Posieux und Grangeneuve und andererseits durch ein Expertenpanel mit geschulten Personen des Standorts Liebefeld.

Das Mitarbeiterpanel nahm bei den Vergleichen keine signifikanten Unterschiede wahr und das Expertenpanel kam tendenziell zum gleichen Schluss.

Bei beiden Panels war kein klarer Trend erkennbar, dass ein Unterschied bezüglich eines bestimmten Merkmals wahrgenommen wurde. Dies zeigt, dass die mit Sorghum ergänzte Fütterung der Kühe keine eindeutigen sensorischen Auswirkungen auf den Hartkäse hatte.

Auch in Bezug auf das Aussehen wiesen die Käsesorten keine grösseren visuellen Mängel auf.

Fazit

  • Die Analysen von Sorghumhirse deuten auf eher schlechtere Nährwerte als gutes Gras. Dennoch wurden keine Veränderungen der Milchleistung von Kühen festgestellt, die auf Sorghumkulturen geweidet wurden.
  • Es wurden keine positiven oder negativen Auswirkungen von Sorghumhirse auf das Gewicht der Tiere, die üblichen Bestandteile der Milch oder den Gehalt an Blausäure oder Thiocyanat gemessen.
  • Der Prozess der Käseherstellung wurde nicht durch die Herkunft der Milch beeinflusst. Die Analysen von Milch, Frischkäse und gereiftem Käse zeigten einige signifikante Unterschiede, von denen jedoch keiner die sensorische und visuelle Qualität des Käses beeinträchtigte.
  • Sorghumhirse könnte in Trockenperioden eine gute Futtermittel-Alternative sein, da sie die Qualität von Hartkäse aus Rohmilch nicht zu beeinflussen scheint.
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