Einstellung zur ergebnisorientierten Biodiversitätsförderung in der Schweiz
Foto: Schachbrettfalter auf Orchidee, Simona Moosmann, FiBL
Ergebnisorientierte Biodiversitätsförderung ist ein Ansatz, der im agrarpolitischen Kontext als Alternative zum aktuellen massnahmenorientierten System diskutiert wird. Die Umfrage zeigt ein grosses Interesse unter Landwirtinnen und Landwirten.
Seit den 1990er Jahren gibt es in der Schweiz Biodiversitätsbeiträge auf landwirtschaftlicher Nutzfläche (LN), bei denen die Umsetzung von vorgegebenen biodiversitätsfördernden Massnahmen vergütet wird. Trotz dieser Massnahmen nimmt die Biodiversität in der Schweiz weiter ab. Der ergebnisorientierte Ansatz wird als vielversprechende Alternative gesehen, da die tatsächliche ökologische Qualität einer Fläche vergütet wird. Dadurch sind Betriebsleitende frei in der Wahl und Durchführung von biodiversitätsfördernden Massnahmen. Zudem spielen Wissenstransfer und individuelle Beratung eine zentrale Rolle. Der Ansatz ist jedoch auch mit Risiken verbunden. Externe Faktoren wie bspw. Wetterereignisse können das Erreichen eines angestrebten Ergebnisses beeinflussen.
Zustimmung von Schweizer Landwirtinnen und Landwirten
Im Rahmen einer Umfrage wurden Landwirtinnen und Landwirte zu ihrer Einstellung und Umsetzungsbereitschaft der ergebnisorientierten Biodiversitätsförderung befragt. Grundlage war der ergebnisorientierte Ansatz, wie er seit 2020 im Pilotprojekt ZiBiF im Kt. Zürich getestet wird. Hierbei erhalten Landwirtinnen und Landwirte eine Entschädigung basierend auf der tatsächlichen ökologischen Qualität ihrer Flächen sowie betriebsspezifische Beratung.
295 Schweizer Landwirtinnen und Landwirte haben an der Umfrage im Jahr 2024 teilgenommen. Die Stichprobe ist bezüglich der meisten Charakteristiken vergleichbar mit den Betrieben, die im Rahmen der Strukturerhebung 2023 befragt wurden, nicht jedoch im Bereich Produktionssystem und Betriebsgrösse (Bio- und IP Suisse Betriebe übervertreten, Nebenerwerbs-, Klein- sowie Bergbetriebe untervertreten). Die Befragten zeigen mehrheitlich grosses Interesse am ergebnisorientierten Ansatz: 68,7 % finden den Ansatz gut oder sehr gut und 56,4 % könnten sich vorstellen, ihn auf dem eigenen Betrieb umzusetzen. Jeweils über 80 % gaben an, mehr Freiheit resp. Eigenverantwortung zu begrüssen.
Bedeutung von Beratung und Wissen
Ein zentrales Element des ZiBiF Projekts ist die enge Begleitung durch Beratende, die Landwirtinnen und Landwirte bei der Wahl passender Massnahmen unterstützen. Diese betriebsspezifische Beratung hat sich in der Umfrage als wesentlich für die Akzeptanz des ergebnisorientierten Ansatzes herausgestellt. Ausserdem finden 87,3 % der Befragten es gut oder sehr gut, ihr Wissen zur Biodiversität vermehrt nutzen zu können.
Gruppenspezifische Ergebnisse
Bio-Betriebe sind eher bereit, den ergebnisorientierten Ansatz umzusetzen als IP- und konventionelle Betriebe. Auf Nebenerwerbs- und Bergbetrieben war die Zustimmung ebenfalls grösser. Hingegen zeigt sich, dass mit zunehmender LN die Bereitschaft für den ZiBiF-Ansatz abnimmt. Ausserdem wurde klar, dass Betriebe mit höherem Anteil Biodiversitätsförderflächen an der LN den ergebnisorientierten Ansatz eher umsetzen würden. Letztlich war auch die Bereitschaft von Landwirtinnen und Landwirten mit höherem Bildungsabschluss sowie jene von Frauen höher.
Fazit und Empfehlungen
- Freiheit, Wissen und Eigenverantwortung: Die Möglichkeit, Massnahmen selbst zu wählen, ihr eigenes Wissen über Biodiversität zu nutzen und somit mehr Freiheit und Eigenverantwortung in der Umsetzung zu haben, wird geschätzt.
- Grosses Interesse trotz möglicher Risiken:
Unter den befragten Landwirtinnen und Landwirten zeigte sich ein hohes Interesse für die ergebnisorientierte Biodiversitätsförderung. Dies deutet darauf hin, dass aus Sicht der Landwirtinnen und Landwirten die Vorteile mögliche Risiken überwiegen und daher ergebnisorientierte Instrumente bei künftigen politischen Reformen berücksichtigt werden sollten. - Individuelle Beratung: Die individuelle Biodiversitätsberatung ist ein wichtiges Element des ergebnisorientierten Ansatzes und erklärt die grosse Zustimmung. Daher sollte die Rolle von Beratungsdiensten bei der Konzeption solcher Instrumente sorgfältig berücksichtigt werden.
Literaturhinweis
Ergebnisse statt Massnahmen? Die Einstellung von Schweizer Landwirtinnen und Landwirten zu ergebnisorientierter Biodiversitätsförderung.



