So resilient ist die Schweizer Alpwirtschaft
Foto: Maximilian Meyer,
Agroscope
Agroscope und die BFH-HAFL untersuchten die Resilienz von Alpbetrieben. Bei der Käse-Produktion zeigen sie sich resilient, bei der Landschaftspflege und Personalbindung jedoch weniger. Innovationen und bessere Löhne könnten Abhilfe schaffen.
Die Studie wurde mit Hilfe eines interdisziplinären Forschungsansatzes durchgeführt und es flossen Erkenntnisse aus den Bereichen Agronomie, Ökologie, Ökonomie, Soziologie, Nutztier- und Lebensmittelwissenschaft mit hinein.
Schweizer Alpwirtschaft unter Druck
Seit 2003 ist die Zahl der Alpbetriebe um 11 % zurückgegangen. Heute tragen weniger, aber grössere Alpbetriebe das System und setzen vermehrt auf Mutterkuhhaltung. Auch fällt es den Alpbetrieben schwer, Personal zu finden und zu halten. Während die Produktion von Käse leicht gestiegen und die Bestossung dank Direktzahlungen insgesamt stabil geblieben ist, nahmen Landschaftspflege und Weidenutzung ab. Die Folgen: Verbuschung oder Wiederbewaldung von 10 % der Flächen – ein Resultat der geringeren Nutzung von Grenzertragsflächen. Klimabedingte Wasserknappheit und Wolfsrisse schaffen zusätzliche Herausforderungen.
Flexibilität im Direktzahlungssystem und Innovationen notwendig
Das derzeitige Direktzahlungssystem berücksichtigt die durch Klimaveränderungen verursachten Änderungen im Pflanzenwachstum nicht und ist damit nicht ausreichend auf den Klimawandel abgestimmt. Fixe Bestossungszahlen führen in guten Jahren zu ungenutztem Weidepotenzial. Flexible Direktzahlungsbeiträge, die sich an der realen Grasproduktion orientieren, würden eine dynamische Anpassung und damit resilientere Alpbewirtschaftung erlauben. Innovative Waldweide-Systeme und robuste Tierarten könnten zudem die Verbuschung begrenzen. Kombiniert mit virtuellen Zäunen und Drohnen könnte dies die Arbeitsbelastung verringern und so Alppersonal länger auf den Alpbetrieben halten.
Arbeitsbedingungen verbessern – Motivation erhalten
Alppersonal, das mehrere Jahre auf denselben Alpbetrieben arbeitet, trägt entscheidend zur Qualität der Betriebsführung und zum Wissenserhalt bei – beides relevante Faktoren für die Resilienz der Alpwirtschaft. Um diese Mitarbeitenden langfristig zu halten, braucht es bessere Anstellungs- und Arbeitsbedingungen, insbesondere faire Löhne sowie gute Personalführung. Die Förderung von Partnerschaften mit lokalen Unternehmen und Jobsharing-Vereinbarungen könnten ausserdem die Vereinbarkeit von Arbeit auf der Alp mit Arbeit während dem Rest des Jahres stärken.
Fazit
- Arbeitskräftemangel, Wolf und Klimawandel stellen grosse Herausforderungen an Alpbetriebe
- Die Alpwirtschaft ist in der Produktion von Käse resilient, bei Landschaftspflege und Personalbindung jedoch schwach.
- Direktzahlungen sollten flexibler gestaltet werden, um der Verbuschung und Wiederbewaldung gezielter entgegenzuwirken.
- Innovative Waldweide-Systeme und Technologien wie Drohnen können die Resilienz unterstützen.
- Verbesserte Anstellungs- und Arbeitsbedingungen sind zentral für eine resiliente Alpwirtschaft.
Literaturhinweis
Resilience of Swiss summer farms: An interdisciplinary analysis of key challenges and adaptations.